Bilder aus dem Darm

Kapsel-Endoskopie wird einfacher

Größerer Bildausschnitt, schärfere Bilder und eine effizientere Auswertung – das verspricht eine Kapsel zur endoskopischen Untersuchung des Dünndarms, die das Fraunhofer IZM nun vorgestellt hat.

Veröffentlicht:
Die bonbongroße Endoskopie-Kapsel enthält fünf Kameras.

Die bonbongroße Endoskopie-Kapsel enthält fünf Kameras.

© Fraunhofer IZM, Volker Mai

BERLIN. Seit im Jahr 2001 erstmalig eine Kapsel-Endoskopie des Dünndarms vorgenommen wurde, hat sich dieses bildgebende Verfahren als Standard etabliert. Dabei schluckt der Patient bekanntermaßen eine Mikrokamera in Kapselform, welche auf ihrer Reise durch den Körper in der Regel tausende Fotos schießt.

Alle Kapsel-Endoskopien auf dem Markt haben den gleichen Nachteil, erinnert das Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration IZM: Die Bilder werden zeitgetriggert ausgelöst, egal ob sich das Kapsel-Endoskop bewegt hat oder nicht. So entstehen redundante Daten, die händisch gefiltert werden müssen.

Bewegung statt Zeit entscheidend

Wird die Aufzeichnung durch Bewegungen ausgelöst, könne die Anzahl unnützer Daten auf ein Minimum reduziert werden, so das IZM. Im Rahmen des Forschungsprojekts Endotrace wurde nun eine solche Kapsel-Technologie entwickelt. Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit 1,2 Millionen Euro finanzierte Projekt wurde im November 2018 erfolgreich abgeschlossen.

Die Projektpartner Ovesco Endoscopy AG, AMS und das Fraunhofer IZM präsentieren eine bonbongroße Hightech-Tablette: Neben Batterien und einem LED-Licht sind in der Pille insgesamt fünf Kameras, ein Tracer und ein Rechenspeicher integriert.

Darmzotten geben das Signal

Aber woher weiß die Kamera, wann sie ein Foto aufnehmen soll? Anhand der Veränderung der Darmzotten erhält der Rechenspeicher laut IZM ein Signal und die Kapsel macht nach einer Bewegung von 2–3 Millimetern ein Foto. Statt unzählige überflüssige Bilder zu erzeugen, soll diese Technologie die Anzahl der auszuwertenden Daten um die Hälfte reduzieren, was zu einer schnelleren Diagnose durch den Arzt führen dürfte.

Künftig könnten Krankheiten wie Magen-Darm-Blutungen so schneller diagnostiziert und behandelt werden. Bis die Endoskopie-Kapsel erhältlich sein wird, dürfte aber noch einige Zeit vergehen, berichtet das IZM. Denn obwohl die Pille technisch bereitsmarktreif ist, steht ihr noch ein langer Weg bis zur Zulassung bevor. (eb)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

SARS-CoV-2 auch ein Auslöser?

Studie: Reizdarm-Risiko nach akuter Gastroenteritis vervierfacht

Frühere Diagnose – bessere Chancen?

Was das Überwachen von Pankreaskrebs-Risikopersonen bringt

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Private Abrechnung

Neue GOÄ: Zurück in die Warteschleife!

Erfahrungen mit der ePA

Warum ein Hausarzt von der elektronischen Patientenakte überzeugt ist

Lesetipps
Ein Schritt nach vorne.

© pector / stock.adobe.com / generated AI

Konzept Prä-COPD

Der COPD einen Schritt voraus: So gehen Kollegen vor

Ein Mädchen hält sich schmerzverzerrt den Kopf.

© KI-generiert daratorn / stock.adobe.com

Netzwerk-Metaanalyse

Kinder mit Migräne: Diese Medikamente helfen bei der Prophylaxe

Künftig ein „Partner mit erweiterter Handlungsbreite“? Ein Bertelsmann-Panel macht Vorschläge zur Weiterentwicklung des Rettungsdienstes.

© Christian Schwier / Stock.adobe.com

Vorschläge eines Bertelsmann-Panels

Rettungsdienst 2.0: Mehr Kompetenzen, mehr Kooperation