Klappenschäden durch Ergoline - neue Daten zu altem Problem

BERLIN (gvg). Zwei neue Studien weisen erneut auf ein erhöhtes Risiko für Herzklappenveränderungen bei Therapie mit ergolinen Dopamin-Agonisten hin. Aufgrund bisheriger Beobachtungen werden bei solchen Präparaten jährliche echokardiografische Kontrollen ohnehin aber schon empfohlen. Ob sich durch die beiden neuen Studien Änderungen bei den Therapieempfehlungen ergeben, ist noch unklar.

Veröffentlicht:

Bei der einen im "New England Journal of Medicine" (Ausgabe 1/2007) publizierten Studie handelt es sich um eine Fallkontrollstudie, bei der die ambulante Dokumentation von 11 417 Parkinson-Patienten in allgemeinärztlicher Betreuung in Großbritannien ausgewertet wurde.

Bei einer mittleren Beobachtungszeit von vier Jahren kam es hier bei 31 Patienten zu neu aufgetretenen Herzklappenveränderungen, etwa symptomatischen Klappeninsuffizienzen, bei jeweils sechs davon während einer Pergolid- und einer Cabergolin-Therapie. Das Risiko für solche Veränderungen war bei Patienten, die Pergolid oder Cabergolin einnahmen nach den Berechnungen der Autoren um den Faktor 5 bis 7erhöht. Nicht erhöht war er jedoch bei anderen Dopamin-Agonisten.

In der zweiten Studie haben Ärzte aus Mailand bei 155 Patienten, die Dopamin-Agonisten einnahmen, eine Echokardiografie gemacht und gezielt nach minimalen Herzklappenveränderungen gesucht. Von den Patienten hatten 64 Pergolid und 49 Cabergolin eingenommen. Ein Reflux über einer der Herzklappen konnte bei etwa einem Viertel der Patienten mit diesen Präparaten nachgewiesen werden. Eine solche Veränderung war bei Patienten mit anderen Dopamin-Agonisten nicht aufgetreten.

Professor Heinz Reichmann von der Technischen Universität Dresden sagte zur "Ärzte Zeitung", dass diese Erkenntnisse nicht neu seien, und dass ohnehin bei Patienten, die ergoline Dopamin-Agonisten erhalten, jährliche echokardiografische Kontrollen empfohlen würden. Auch das Unternehmen Pfizer, das Cabergolin als Cabaseril® anbietet, wies auf Anfrage darauf hin, dass dieses Problem bekannt sei und bereits Eingang in die Fachinformation gefunden habe.

Der Kieler Professor Günther Deuschl empfiehlt, daß Parkinson-Patienten, die ein betroffenes Präparat nehmen, bei guter Einstellung der Parkinson-Symptome und unauffälliger Echokardiographie nicht umgestellt werden sollten, da Risiken der Umstellung das kardiale Risiko überwögen.

Er kündigte an, daß sich Vertreter der neurologischen und kardiologischen Fachgesellschaften treffen werden, um zu diskutieren, ob die neuen Ergebnisse zu Änderungen in den Therpieempfehlungen führen sollten.



STICHWORT

Dopamin-Agonisten

Zur Therapie bei Morbus Parkinson gibt es acht DopaminrezeptorAgonisten. Zu den Ergolin-Derivaten gehören Bromocriptin sowie die Substanzen Cabergolin, Dihydroergocryptinmesilat, Pergolid und Lisurid.

Zu den nichtergolinen Dopaminagonisten gehören Ropinirol und Pramipexol. Als neustes Präparat ist Rotigotin als Pflaster auf den Markt gekommen.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Alpha-Synuclein-Nachweis

Parkinson: Größere Studie bestätigt Genauigkeit von Hauttest

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Symptome richtig deuten

Akute Bauchschmerzen: 14 Anzeichen für eine ernste Erkrankung

Hinweis auf saisonabhängige Wirksamkeit

Die beste Jahreszeit für eine Krebsimmuntherapie

Lesetipps
Notaufnahmen in Krankenhäusern sollen von Vertragsärzten unterstützt werden. Das sieht die Notfallreform der Ampel vor.

© Caiaimage/Robert Daly / Getty Images / iStock

Update

Notfallreform erreicht Bundestag

TK-Chef Jens Baas warnt vor Schlupflöchern in der Notfallversorgung

Dr. Norbert Smetak, Christine Neumann-Grutzeck und Dr. Kevin Schulte

© Phil Dera

Wiedergewählte BDI-Spitze im Interview

BDI-Präsidium: Ohne die Entbudgetierung kippt die Versorgung