Online-Befragung
BZgA: Konversionsbehandlungen noch immer präsent
Konversionsbehandlungen finden wohl auch drei Jahre nach Inkrafttreten des Gesetzes zum Schutz vor Konversionsbehandlungen (KonvBehSchG) noch immer statt. Das geht aus den ersten Ergebnisse einer Online-Befragung und Daten, die im Auftrag der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) erhoben wurden, hervor.
Veröffentlicht:Köln. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) hat am Dienstag eine Meldung zu den ersten Ergebnisse der Online-Befragung „Unheilbar queer? – Erfahrungen mit queerfeindlichen Haltungen in Deutschland“ veröffentlicht. Auch präsentierte die Behörde Daten, die das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) im Auftrag der Initiative LIEBESLEBEN der BZgA im Rahmen einer Fachkräftebefragung erhoben hat.
Konversionsbehandlungen finden weiterhin statt
Ergebnisse der beiden Forschungsprojekte zeigen, wie präsent queerfeindliche Haltungen und dass auch Konversionsbehandlungen nach wie vor ein Thema seien, heißt es in der Mitteilung der BZgA.
Ein Großteil der befragten Fachkräfte begrüßt das Gesetz zum Schutz vor Konversionsbehandlungen, dennoch habe rund ein Viertel (23 Prozent) der befragten Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten sowie Seelsorgende Kenntnis von Konversionsbehandlungen, die zum Teil auch nach Inkrafttreten des Gesetzes stattfanden.
Dies decke sich mit Angaben aus der queeren Community in der Online-Befragung „Unheilbar queer?“: So wurden bis zu über einem Drittel der Befragten Handlungen vorgeschlagen, um ihre sexuelle Orientierung oder ihre Geschlechtsidentität zu ändern (29 Prozent/29 Prozent) beziehungsweise zu unterdrücken (32 Prozent/43 Prozent).
„Konversionsbehandlungen können einen erheblichen Eingriff in die Gesundheit darstellen“
Nicht immer würden der Konversionsbehandlungen als solche erkannt: Bis zu einem Viertel der Befragten war sich unsicher, ob ihnen jemals nahegelegt wurde, ihre Geschlechtsidentität oder ihre sexuelle Orientierung zu unterdrücken (25 Prozent/22 Prozent) oder zu ändern (20 Prozent/17 Prozent).
Die Initiative LIEBESLEBEN weist auf die Gefahren von Konversionsbehandlungen mit ihren Informations- und Beratungsangeboten hin, die unter anderem auch auf Arabisch, Englisch, Russisch, Türkisch und Ukrainisch verfügbar sind.
Professor Martin Dietrich, Kommissarischer Direktor der BZgA: „Konversionsbehandlungen können einen erheblichen Eingriff in die Gesundheit darstellen. Die neuesten Forschungsergebnisse verdeutlichen, wie wichtig verlässliche und persönliche Unterstützungen wie die Angebote von LIEBESLEBEN sind, um Betroffene besser zu schützen.“ (eb)
Die Forschungsprojekte
Die Befragung „Unheilbar queer? – Erfahrungen mit queerfeindlichen Haltungen in Deutschland“ im Rahmen des von LIEBESLEBEN unterstützten Forschungsprojekts „Konversionsbehandlungen: Kontexte. Praktiken. Biografien.“ von Mosaik Deutschland e. V. in Kooperation mit dem Amt für Chancengleichheit der Stadt Heidelberg ist eine der ersten systematisierten Erhebungen zum Thema Queerfeindlichkeit mit dem Fokus auf sogenannte Konversionsbehandlungen in Deutschland. Beteiligt haben sich über 3.500 Personen zwischen 18 und 70 Jahren, die sich als lesbisch, schwul, bisexuell, trans*, inter*, queer, nicht-binär*, aromantisch, asexuell oder als Teil dieser Community verstehen.
Die Perspektive der Fachkräfte auf das Thema wurde im Auftrag der BZgA vom UKE erhoben: Befragt wurden rund 600 Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten sowie Seelsorgende in Hamburg und Schleswig-Holstein nach ihrer Einstellung und ihren Erfahrungen zu sogenannten Konversionsbehandlungen sowie dem KonvBehSchG.