Laute Straßen senken Überlebensrate nach Herzinfarkt

BOSTON (ars). Je näher Patienten nach Herzinfarkt an einer stark befahrenen Straße leben, um so geringer sind ihre Überlebenschancen, ermittelten US-Forscher aus Boston (Circulation 2012; 125: 2197).

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672 von rund 3500 Infarktpatienten, die sie über zehn Jahre beobachteten, starben an KHK.

Die Sterberate war um 27 Prozent erhöht, wenn sie weniger als 100 Meter an einer Hauptverkehrsstraße wohnten, bei einer Distanz von 100 bis 200 Metern um 19 Prozent und bei 200 bis 300 Meter um 13 Prozent.

Als Ursache für diese "Dosis-Wirkungs-Beziehung" vermuten die Autoren Abgase und Lärm.

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Kommentare
Dr. Thomas Georg Schätzler 09.05.201221:08 Uhr

"Coronary Road"

Die hier referierte Studie ist vergleichbar mit einer Publikation aus dem British Medical Journal vom 20.9.2011, BMJ2011; 343:d5531
(doi:10.1136/bmj.d5531),
welche in der Ärzte Zeitung am 7. 10. 2011 unter dem Titel:
"Autoabgase gefährden das Herz - für kurze Zeit" beschrieben wurde.
http://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/herzkreislauf/article/671380/autoabgase-gefaehrden-herz-kurze-zeit.html?sh=4&h=-1139993606

Dort wollten Epidemiologen der "London School of Hygiene and Tropical Medicine" belegen, dass hochgradige Umweltbelastungen mit erhöhter myokardialer Morbidität korrelieren. Die spezifische Erhöhung des Myokardinfarktrisikos ist in vereinzelten Studien als Kurzzeit-Effekt wenige Stunden nach Atemluftbelastung nachgewiesen. Im BMJ wurde der Einfluss der als Feinstaub PM10 (''pollution model'') bezeichneten Staubfraktion (50% der Teilchen mit einem Durchmesser von 10 µm) u n d Stickstoffdioxyd NO2 auf die Ereignisrate in 15 Regionen Groß-Britanniens bei STEMI-, Non-STEMI-Herzinfarkten und Troponin-positivem akutem Koronarsyndrom (ACS) in den Krankenhausberichten untersucht. Dabei waren Ozon- und Kohlenmonoxid- (CO) Luftbelastungen überraschender Weise eher kardioprotektiv wirksam bzw. Schwefeldioxid (SO2) ohne messbare Auswirkung.

Das Risiko eines Herzinfarktes war allerdings nur bis zu 6 Stunden nach Exposition mit höherer verkehrsbedingter Luftverschmutzung von PM10 und NO2 erhöht ("Myocardial infarction risk was transiently increased up to 6 hours after exposure to higher levels of the traffic associated pollutants PM10 and NO2"). Allerdings zeigte keine der Luft verschmutzenden Substanzen einen Langzeiteffekt bis zu 72 Stunden d a n a c h mit weiterer Erhöhung des Myokardinfarktrisikos. Einschränkend diskutieren die BMJ-Autoren, dass der etablierte Effekt von Luftverschmutzung auf die allgemeine kardiorespiratorische Morbidität und Mortalität nicht nur speziell auf den Herzinfarkt übertragen werden könne. Es müsse noch weitere, unerforschte Mechanismen geben.

Diese Erkenntnislücke schließt die hier beschriebene Circulation-Studie nicht vollständig, beschreibt aber zusätzlich nachweislich die erhöhte Mortalität bei stattgehabtem Myokardinfarkt in Abhängigkeit von der Nähe des Wohnortes zu vielbefahrenen und auch lauten Hauptverkehrsstraßen. Die "Cannery Row" von John Steinbeck wird so zur "Coronary Road".

Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

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