MS-Dauertherapie mit Glatiramer senkt Schubrate
BÜHL (hbr). Bei Patienten mit schubförmiger Multipler Sklerose sinkt durch die Therapie mit Glatiramer-Acetat die Zahl der jährlichen Krankheitsschübe um über 80 Prozent. Zugleich verzögert sich die Zunahme an Behinderungen. Dabei profitieren die Patienten offenbar von einer Dauertherapie: Die Schubrate sinkt kontinuierlich.
Veröffentlicht:Das ist das Ergebnis einer prospektiven Beobachtungsstudie, in der die Wirksamkeit und Sicherheit einer Dauertherapie mit dem Immunmodulator Glatiramer-Acetat (GA, Copaxone®) überprüft wurde. Denn Informationen zur Anwendung über zehn oder mehr Jahre hätten bislang gefehlt, so Privatdozent Jürgen Koehler von der Uniklinik Mainz bei einer Veranstaltung von Teva Pharma und Sanofi-Aventis in Bühl.
An der Untersuchung nahmen 251 Patienten teil. Durch die Therapie ging die Zahl der Krankheitsschübe im Lauf der Verwendungszeit immer weiter zurück. Die Rate betrug vor dem Start der Glatiramer-Therapie 1,2 Schübe pro Jahr. Bereits nach einem Jahr sank sie auf die Hälfte, im vierten Jahr auf ein Viertel und bis zum zwölften Jahr auf unter 0,2 jährliche Schübe. Das bedeutet weniger als einen Schub in fünf Jahren.
Behinderungsgrad wurde günstig beeinflußt
Die Einnahme beeinflußt offenbar auch die Entwicklung von Behinderungen günstig. Sie wurde anhand der EDSS-Skala (Expanded Disability Status Scale) ermittelt. Auf Stufe null besteht keine Behinderung, Grad zehn bedeutet "Tod durch MS".
108 GA-Patienten der Studie mit kontinuierlicher Glatiramer-Therapie waren eindeutig im Vorteil: Nur jeder vierte von ihnen erreichte den Behinderungsgrad vier, dagegen waren etwa 70 Prozent der Patienten betroffen, die die Therapie abbrachen. Grad vier bedeutet, daß ein Patient, wenn auch nur mühsam, noch mindestens 500 Meter gehen kann.
STICHWORT
Krankheitsschub
Ein Schub bei Patienten mit Multipler Sklerose (MS) ist definiert als neurologische Ausfälle oder Verschlechterung der Symptome über mindestens 24 Stunden. Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Neurologie beginnt MS bei über 80 Prozent der Patienten mit einem schubförmigen Verlauf. Häufige Frühsymptome sind einseitige Optikusneuritis und Sensibilitätsstörungen.