Magersüchtige benötigen mehr Unterstützung

Patientinnen mit Magersucht werden in Deutschland oft nicht ausreichend versorgt. Das haben Experten bei der Fachtagung "Leben hat Gewicht" zum Thema Essstörungen festgestellt.

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Wenn man bedenkt, dass Magersucht die psychische Erkrankung mit der höchsten Sterblichkeit in jungen Jahren ist, ist noch sehr viel zu tun, bis alle Betroffenen die Behandlung erhalten, die sie brauchen", so Professor Manfred M. Fichter von der Psychiatrischen Universitätsklinik München und der medizinisch-psychosomatischen Klinik Roseneck in Prien.

Schwierigkeiten schaffen nach Fichters Auffassung vor allem Kürzungen aus Kostengründen. So habe sich die Dauer stationärer Aufenthalte auch bei Essstörungen verkürzt. Das bringe Probleme für die Betroffenen mit sich. Neue Versorgungskonzepte sollen das nun teilweise ausgleichen. Dazu erprobt Fichter derzeit eine neue Form der Nachbetreuung per Internet.

Die wichtigste Rolle bei der Behandlung von Magersüchtigen spielt aber der Hausarzt. Das gilt besonders dann, wenn die Erkrankung chronisch verläuft. Diese Meinung vertritt der Direktor der Klinik für Allgemeinmedizin, Naturheilkunde und Psychosomatik der Charité Unikliniken Berlin Professor Hans-Christian Deter. Die Patientinnen sind nach seinen Angaben oft uneinsichtig, daher sei ein Wechsel der Spezial-Behandler eher die Regel als die Ausnahme. "Deshalb kommt es auf die Bindung an den Hausarzt an. Er muss den langen Atem haben", sagte Deter der "ernährung".

Er kritisierte auch, dass sich die Vergütung für die psychosomatische Grundversorgung mit der Honorarreform verschlechtert habe und fordert eine Diskussion darüber, ob hausärztliche Psychosomatik für chronisch schwerkranke Patienten nicht doch extra bezahlt werden sollte. Auch ein Disease Management Programm für Anorexie-Patientinnen hält Deter für denkbar.

Die Initiative "Leben hat Gewicht" hat das Ziel, jungen Menschen ein positives Körperbild zu vermitteln und ihr Selbstwertgefühl zu stärken. Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) will mit der Initiative Information, Prävention, Beratung und Therapie zum Thema Essstörungen verzahnen. "Um Essstörungen erfolgreich vorzubeugen und die Erkrankungen besser behandeln zu können, sind Behandlungsketten notwendig. Ziel ist, den Betroffenen integrierte, niedrigschwellige Anlaufstellen besser zugänglich zu machen", so der parlamentarische Staatssekretär im BMG Rolf Schwanitz zum Auftakt der Tagung. (ami)

www.leben-hat-gewicht.de

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