Manisch-Depressive leben gefährlich

BOCHUM (nsi). Wenn Ärzte eine unipolare Depression diagnostizieren, sollten sie auch daran denken, dass es sich um eine depressive Phase einer bipolaren Krankheit handeln kann. Diesen Unterschied zu erkennen, kann lebensrettend sein. Denn bei Menschen mit einer bipolaren Störung ist das Suizid- risiko noch höher als bei Patienten mit unipolarer Depression.

Veröffentlicht:

In Deutschland haben etwa zwei Millionen Menschen eine bipolare Störung. Etwa jeder Vierte davon begeht Suizid, bis zu 50 Prozent versuchen sich im Laufe des Lebens zu töten, sagte die Diplompsychologin Britta Bernhard aus München beim Kongress der Deutschen Gesellschaft für Bipolare Störungen in Bochum.

Im Vergleich zu Patienten mit unipolaren Depressionen haben bipolar Erkrankte häufiger Hypersomnie, Hyperphagie, Gewichtszunahme und Stimmungsschwankungen, hat Professor Michael Bauer aus Dresden berichtet. Nach diesen Symptomen sollten Ärzte gezielt fragen. Bei bipolarer Depression seien Rezidivrisiko und Episodenfrequenz zudem höher als bei unipolarer Depression. Auch manifestiere sie sich im Schnitt früher im Leben als die unipolare Form und das Verhältnis der Geschlechter sei ausgeglichener. An der unipolaren Form erkranken hingegen etwa doppelt so viele Frauen wie Männer.

Psycho- und Pharmakotherapie unterscheiden sich bei bi- und unipolarer Depression: Bei unipolarer Störung stehen Antidepressiva im Vordergrund, bei bipolarer Störung dagegen Stimmungsstabilisierer wie Lithium, Lamotrigin oder Carbamazepin, sagte Heinz Grunze, Professor für klinische Psychiatrie an der Universität von Newcastle. SSRI wie Fluoxetin könnten in schweren, akut-depressiven Phasen hinzugegeben werden, sagte Grunze. Bei Fluoxetin sei das Risiko, eine Manie auszulösen, vergleichsweise gering. Insgesamt sei aber die Datenlage für die Wirksamkeit von Antidepressiva bei bipolaren Depressionen weniger gut als für Stimmungsstabilisierer.

Jetzt abonnieren
Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Ergebnis der UNITE-Studie

Migräne plus Depression: Fremanezumab wirkt offenbar doppelt

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Sie fragen – Experten antworten

RSV-Impfung: Was empfiehlt die DEGAM für Pflegeheimbewohner?

BAM-Kongress 2025

Brustschmerz in der Hausarztpraxis: Was tun?

„ÄrzteTag“-Podcast

GKV in der Krise – warum ist das Klassenzimmer die Lösung, DAK-Chef Storm und BVKJ-Präsident Hubmann?

Lesetipps
Nahaufnahme wie eine Kind ein orales Medikament einnimmt.

© Ermolaev Alexandr / stock.adobe.com

Häufiges Problem bei Kindern

Nach Medikamentengabe gespuckt – was tun?

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung