KOMMENTAR
Mehr Depressive oder nur mehr Diagnosen?
Die Zahlen der Gmünder Ersatzkasse (GEK) klingen dramatisch: Um 40 Prozent in vier Jahren stieg der Anteil der Versicherten, die wegen einer Depression stationär behandelt werden mußten. Andere Kassen haben ähnliche Zahlen vorgelegt, es handelt sich also um kein Einzelergebnis. Allerdings: Klar ist damit nur, daß mehr Patienten wegen Depressionen behandelt werden, nicht aber, daß auch mehr depressiv sind.
Glaubt man anderen Umfragen, dann nehmen Depressionsdiagnosen auch deshalb zu, weil sich die Erkrankten heute eher trauen, aufgrund ihrer Krankheit zum Arzt zu gehen - Depressionen werden nicht mehr so stark tabuisiert. Auch gibt es Hinweise aus Umfragen, daß Hausärzte Depressive heute viel besser erkennen als noch vor Jahren - und damit auch eher behandeln.
Sicher, das allein mag nicht die Zahlen der GEK erklären. Wirtschaftliche Unsicherheit ist wohl auch ein wichtiger Faktor, ebenso die demographische Entwicklung: Bei Arbeitslosen und bei alten Menschen wird doppelt so häufig wie bei anderen eine Depression diagnostiziert. Letztlich wird wohl beides stimmen: Die Zahl der Depressiven steigt, und noch mehr die Zahl der Depressionsdiagnosen.
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