Antibiotika

Mehr Fluorchinolone in der Tiermast

Veröffentlicht:

BERLIN. Für die Tierhaltung in Deutschland sind erneut wieder mehr umstrittene Antibiotika verteilt worden, die auch in der Humanmedizin wichtig sind.

Bei der kritischen Klasse der Fluorchinolone stieg die abgegebene Menge im vergangenen Jahr auf 13 Tonnen - nach 10 Tonnen im Jahr zuvor und acht Tonnen im Jahr 2011. Das geht nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa aus aktuellen Daten des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) hervor.

Fluorchinolone gelten bekanntlich als Reserveantibiotika. Ein starker Einsatz der Wirkstoffe in Tierställen wird seit langem kritisiert. Die Verwendung soll sinken, um die Gefahr von Resistenzenbildungen bei Zoonosen zu verringern.

Insgesamt ging die Antibiotika-Abgabe für die Tierhaltung 2013 aber weiter zurück. An Tierärzte verteilt wurden 1452 Tonnen und damit 167 Tonnen weniger als 2012, wie die amtlichen Daten in einer Information für den Bundestag zeigen. Im Jahr 2011 waren es noch 1706 Tonnen gewesen. (dpa)

Jetzt abonnieren
Schlagworte:
Kommentare
Dr. Horst Grünwoldt 26.08.201419:28 Uhr

Mythos Resistenz-Bildung

Im Gegensatz zum Einsatz von Antibiotika in der Humanmedizin -wo diese i.d.R. oral verabreicht werden- kommen in der Veterinärmedizin so gut wie immer Injektions-Präparate zur systemischen Anwendung. Nach Erreichung der Bakteriostase -dem Therapieerfolg- im infizierten Organismus werden die pathogenen, vermehrungsunfähigen Mikroorganismen durch die zelluläre Abwehr eliminiert. Das ist der Segen einer wirksamen antibiotischen Behandlung im Krankheitsfall.
Damit dürfte die bakterielle Resistenzbildung bei einigen opportunistischen Krankheitserregern bei weitem im natürlichen Bereich stattfinden.
Die immense Vermehrungs- (Teilungs-)Rate zu täglichen Abermilliarden alleine im menschlichen Dickdarm, kann bei diesen einzelligen Primitiv-Organismen -mit einer relativ einfachen genetischen Materialausstattung- zu wiederkehrenden Spontan-Mutationen führen. Insbesondere auch, wenn das Magen-Darm-Millieu durch sich ändernde Ernährungs-Gewohnheiten substanziell "maltraitiert" wird. Das können womöglich auch nicht-antibiotische, chemische Arzneimittel sein...
So können nach meinem mikrobiologischen Verständnis auf diese Weise sogar aus dem harmlosen E. coli der gefürchtete EHEC-Keim mit enterohämorrhagischen Eigenschaften im veränderten Nährmedium Darminhalt entstanden sein. Nicht anders dürfte es sich bei der Mutation des S.aureus zum MRSA-Bakterium als Schleimhaut-Besiedler gehandelt haben, wenn z.B. im respiratorischen Erkältungsfall das Entzündungs-Medium Nasen-Rachen-Bronchial-Schleim günstige Vermehrungs- und Mutations-Möglichkeiten bietet; oder sogar der Dauer-"Nasovan"-Gebrauch diese noch gefördert haben.
In jedem Falle ist es einleuchtend, daß damit auch althergebrachte Antibiotika, wie das Flemmingsche Penicillin, eventuell wirkungslos werden können. Da sind gewiß die forschenden Mikro- und Molekular-Biologen ständig gefragt, neue Antibiose-Wirkstoffe gegen die mutierten Erregerstämme "au courant" zu testen, statt nur über den vermeintlichen Anti-Infektiva-Mißbrauch in der Tierhaltung populistisch zu lamentieren!
Unter dem bakteriostatischen Effekt eines gegen einen bestimmten Erreger wirkungsvoll eingesetzten Antibiotikums ist für mich der Austausch von "bösmachenden" Eigenschaften (Pathogenitäts- oder Virulenzgenen) über die bakteriellen "mikropili" nicht vorstellbar.
Ganz ähnlich dürfte die spontane Erregermutation bei der Vielfalt der endogen entstandenen, serologisch unterschiedlichen Virus-Spp. sein.
Schließlich handelt es sich dabei auch nicht um "bösartige" kleine Tierchen, die weder überspringen noch ausbrechen können!!
Dr. med. vet. Horst Grünwoldt, Rostock

Dr. Wolfgang P. Bayerl 04.08.201412:46 Uhr

Hallo Herr Dr. Thomas Hausen

nach meinen Infos wird das durchaus gemacht, das wissen auch die Fleischhersteller
und die Antibiotika werden grundsätzlich rechtzeitig vor der Schlachtung abgesetzt, bis 6 Wochen.
Was nur unvermeidlich übrig bleibt
und IMMER WIEDER unter den Teppich gekehrt wird, sind die multiresistenten Keime,
Salmonellen, Coli-Gruppe und kontinuierlich steigende Yersinien, die sich auch in der Kühltruhe noch vermehren können, um nur die Wichtigsten zu nennen. Nachweisbar bei Frischfleisch bei Lidl und Aldi.
In Holland gabe es 2009 eine Q-Fieberepidemie (Schafe) bei Menschen mit ca. 25 Toten.

Was bis heute verschwiegen wird ist die Gesamtmenge an verwendeten Antibiotika. Es geht nicht nur darum, was man immer hört,
was Tierärzte (na klar, wer sonst) mit eigener Apotheke (nur die werden genannt!) an Jahresumsatz machen.
Bauern (Agrarunternehmer) dürfen selbst, gesetzlich geregelt, z.B. Antibiotika dem Futter beimengen.
Und nicht immer wird der Tierarzt geholt, wenn Antibiotika zusätzlich gegeben werden (zu teuer).
Ein Kartell des Schweigens,
auch in den zuständigen Aufsichtsbehörden mit "grünen" Ministern.
Es geht um viel Tausend Tonnen/Jahr,
verglichen mit weniger als 10 Tonnen/Jahr in allen Intensivstationen in Deutschland.
Der Prügelknabe ist immer der Humanmediziner,
verantwortlich für alle "Probleme" unserer Gesellschaft.

Eine weiter Leiche im Keller sind biologisch (nach Schlachtung) weiter wirksame "Wachstumsbeschleuniger" mit hormonartiger Wirkung, besonders bei Import (USA).

mfG

Dr. Thomas Hausen 04.08.201410:06 Uhr

Antibiotika bei Tieren

Die Verwendung von Antibiotika in der Tiermast zu reduzieren, wäre denkbar einfach. Jede Charge wird auf Antibiotika untersucht. Werden Antibiotika gefunden, geht die ganze Charge an den Erzeuger zurück. Geldverlust tut weh und ist der einzige Weg, den falschen Gebrauch zu reduzieren.

Dr. Wolfgang P. Bayerl 04.08.201409:09 Uhr

Der Umfang von Antibiotikaeinsatz im nicht humanen Bereich ist ein Skandal

er wird auch noch heftig verteidigt als "Tierschutz" etc.
Dagegen schimpft jeder Hinz und Kunz über den Einsatz bei Menschen!
Ganz überwiegend inkompetent.
Es werden noch nicht einmal die Zahlen auf den Tisch gelegt!!!!!!!!!!

Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Neue transsektorale S3-Leitlinie

Diagnose und Management des Delirs – so geht’s!

Knappe ärztliche und Pflege-Ressourcen

Wie die Peritonealdialyse die Personalprobleme lindern könnte

Lesetipps
Professor Jan Galle

© Dirk Hoppe/NETZHAUT

Kongress-Motto „Resilienz“

DGIM-Präsident Galle: Wie Kollegen den Kopf frei bekommen

Auch einem CT-Bild ist ein Prostata-Karzinom markiert.

© samunella / stock.adobe.com

Aktualisierung der S3-Leitlinie

Früherkennung von Prostatakrebs: Tastuntersuchung vor dem Aus