Erhebung der Fachgesellschaft DIVI
Studie: Nur jede vierte medizinische Fachgesellschaft wird von einer Ärztin geleitet
Rund ein Drittel der Vorstands- und Präsidiumsmitglieder in den 183 medizinischen Fachgesellschaften unter dem Dach der AWMF sind Frauen. Nur in 47 Gesellschaften steht eine Ärztin an der Spitze.
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In medizinischen Fachgesellschaften kann von einer Parität der Geschlechter überwiegend keine Rede sein: Ärztinnen machen nur rund ein Drittel der Mitglieder in Vorständen und Präsidien aus.
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Berlin. Nur jede vierte medizinische Fachgesellschaft wird von einer Frau geführt. Das hat eine Erhebung der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) unter den Vorständen und Präsidien der 183 Fachgesellschaften ergeben, die in der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften Fachgesellschaften (AWMF) zusammengeschlossen sind.
„Die Zahlen sprechen eine klare Sprache“, heißt es in einer Mitteilung von DIVI-Präsident Professor Florian Hoffmann am Dienstag. Bei der Analyse kamen die Autorinnen und Autoren um Professor Uwe Janssens, Chefarzt an St. Antonius-Hospital in Eschweiler, auf 1.460 Personen in den Vorständen und Präsidien. Hier betrug der Frauen-Anteil 32,6 Prozent.
Insgesamt 47 Fachgesellschaften (25,7 Prozent) werden laut der Studie, die in der „Deutschen Medizinischen Wochenschrift“ veröffentlicht wurde, von einer Frau geleitet. Unter den Vizepräsidenten und -präsidentinnen beläuft sich ihr Anteil auf 39,3 Prozent. Nur in jeder fünften Fachgesellschaft (21,3 Prozent) sind Frauen in den Vorständen paritätisch oder sogar mehrheitlich vertreten.
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Louisa Jahnke, Mitautorin und Vertreterin der „Jungen DIVI“ im Präsidium, verwies darauf, dass der Frauenanteil im Medizinstudium seit Jahren bei über 60 Prozent liegt. Die Assistenzärztin am St. Marien Hospital Lünen forderte, die Fachgesellschaften müssten „gezielt gegensteuern, um auf dem Weg nach oben nicht zu viele kluge, engagierte Kolleginnen zu verlieren“.
Die Gründe für diesen „Missstand“ seien vielfältig, sagte DIVI-Generalsekretär Uwe Janssens. Es seien vor allem strukturelle Hürden – „von intransparenten Auswahlverfahren bis hin zu tradierten Rollenbildern“ –, die Ärztinnen die Karriere erschwerten. „Gleichzeitig fehlen weibliche Vorbilder und Netzwerke, die Frauen gezielt fördern“, so Janssens.
Die DIVI verweist auf eigene Anstrengungen, etwa im Rahmen der „Jungen DIVI“ oder eines im vergangenen Jahr gestarteten Mentoring-Programms. Dennoch, so DIVI-Präsident Hoffmann, sei es noch „ein weiter Weg“: Sein Präsidium besteht aus zehn Männern und zwei Frauen. (fst)