Chirurgie

Mehrschicht-CT hilft bei Appendizitis

Schon vor der Blinddarm-Op könnten Chirurgen wissen, was sie erwartet - und wie sie am besten operieren. Radiologen schlagen für Zweifelsfälle eine rasche Mehrschicht-CT vor.

Von Gabriele Wagner Veröffentlicht:
Appendizitis bei einem 12-jährigen Jungen. In der CT-Aufnahme mit Kontrastmittelsieht man das "Pfeilkopfzeichen" (weißer Pfeil) an der Basis der entzündeten Appendix.

Appendizitis bei einem 12-jährigen Jungen. In der CT-Aufnahme mit Kontrastmittelsieht man das "Pfeilkopfzeichen" (weißer Pfeil) an der Basis der entzündeten Appendix.

© Springer-Verlag Berlin Heidelberg; DOI 10.1007/174_2011_226

HAMBURG. Bei rechtsseitigen Bauchschmerzen, womöglich mit Fieber und Entzündungszeichen im Labor, ist Ultraschall eine schnelle und rasch verfügbare Methode, um die Verdachtsdiagnose Appendizitis zu erhärten.

Trotzdem kann es intraoperativ böse Überraschungen geben, wenn zum Beispiel das Ausmaß der Entzündung nicht klar war, weil die Bedingungen für die Sonografie ungünstig waren. Für Chirurgen, die inzwischen überwiegend minimal-invasiv appendektomieren, kann das dann heißen, auf die offene konventionelle Op umsteigen zu müssen.

Der Radiologe Dr. Murat Karul vom Uniklinikum Hamburg-Eppendorf kennt solche Probleme. "Im Studium habe ich gelernt, dass Appendizitis eine klinische Diagnose ist", sagte er am Mittwoch bei der Eröffnung des 95. Röntgenkongresses in Hamburg.

Körperliche Untersuchung, Labor und eventuell Ultraschall würden alles "klar machen". Doch dann kamen die Nachtdienste, und Karul stellte fest, dass Chirurgen sich mitunter gar nicht so sicher waren - was auch daran liegt, dass eben ein Drittel aller Patienten mit Appendizitis keine eindeutig klinischen Zeichen haben.

So wurde die Idee zu der CT-Studie geboren. Karul ging es auch darum zu prüfen, ob es präoperativ mehr diagnostische Sicherheit geben könnte, auch in Hinblick auf das optimale Operationsverfahren.

Karul und seine Kollegen verglichen bei den 76 Studien-Patienten die Befunde der präoperativen Mehrschicht-CT (genannt auch Multidetektor-CT, MDCT) mit Kontrastmittel dann postoperativ mit den Diagnosen der Pathologen.

Überraschungen bei Schwangeren

Außerdem wurde der präoperativ bestimmte Entzündungsparameter CRP (C-reaktives Protein) mit den Befunden korreliert. Die Pathologen unterschieden drei Schweregrade: Grad 1 für leichte Entzündung (n=49), Grad 2 für mittelschwere Entzündung (n=5) und Grad 3 bei Perforationen mit einem perityphlitischen Abszess. (n=22).

Vor allem für die Grade 1 und 3 wurde eine gute Sensitivität mit jeweils rund 86 Prozent gefunden. Lediglich beim Grad 2 lag die Sensitivität im Vergleich zur histopathologischen Diagnose bei nur 40 Prozent.

Zusätzliche diagnostische Sicherheit gibt die Korrelation mit dem CRP-Wert. In seiner Studie stellte Karul fest, dass ein Schwellenwert ab 72 mg/l Serum mit einer schwerwiegenden Appendizitis korreliert.

Karul empfiehlt daher, bei allen Patienten mit Verdacht auf eine akute Appendizitis und einem CRP über 72 mg/l eine Kontrastmittel-MDCT machen zu lassen. Die Untersuchung selbst dauert etwa acht Sekunden, die Begutachtung der Bilder einige wenige Minuten. Zeit wird also nicht verloren.

Und was ist mit der Strahlenbelastung? Die liegt bei solchen MDCT-Untersuchungen im Mittel bei etwa 5,7 Millisievert (mSv), wie Karul sagte. Zum Vergleich: Die natürliche Strahlenbelastung in Deutschland liegt im Mittel bei etwa 2,1 mSv jährlich. Die Patienten in der Hamburger Studie waren im Schnitt 58 Jahre alt.

Für Schwangere oder Kinder und Jugendliche empfiehlt Karul jedoch eine MRT. Denn auch damit sind die typischen Zeichen einer Appendizitis gut zu sehen.

Vor allem bei Schwangeren gibt es mitunter Überraschungen: Karul zeigte das MRT-Bild einer Schwangeren mit rechtsseitigen Oberbauchbeschwerden. Es handelte sich um eine akute Appendizitis. Der Uterus hatte Darm und Appendix nach oben gedrängt.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

© Aleksandr | colourbox.de

Fatal verkannt

Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

© polkadot - stock.adobe.com

Vitamin-B12-Mangel

Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
B12-Mangel durch PPI & Metformin

© Pixel-Shot - stock.adobe.com

Achtung Vitamin-Falle

B12-Mangel durch PPI & Metformin

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Pharmakokinetik von Rezafungin bei einer Dosierung von 400mg, gefolgt von 200mg einmal wöchentlich

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [10]

Invasive Candida-Infektionen

Modernes Echinocandin – optimierte Eigenschaften und klinische Vorteile

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Mundipharma Deutschland GmbH & Co. KG, Frankfurt/Main
Mirikizumab wirksam bei Colitis ulcerosa und Morbus Crohn

© Oleh / stock.adobe.com

Zielgerichtete Interleukin-23p19-Inhibition

Mirikizumab wirksam bei Colitis ulcerosa und Morbus Crohn

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Lilly Deutschland GmbH, Bad Homburg v.d.H.
Abb. 1: Finale Analyse der SPOTLIGHT-Studie zum fortgeschrittenen, Claudin-18.2-positiven und HER2-negativen Adenokarzinom des Magens/AEG: Gesamtüberleben (PPS-Population)

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [8]

Adenokarzinom des Magens/gastroösophagealen Übergangs

Zolbetuximab: Standardtherapie bei CLDN18.2+/HER2− Magenkarzinomen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Astellas Pharma GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Update der Studie EPIsoDE

Psilocybin hält therapieresistente Depressionen ein Jahr lang in Schach

Lesetipps
Warnschild Grippewelle

© nmann77 / stock.adobe.com

ARE in Grafiken

RKI: Grippewelle deutet sich an

Fünf Menschen im Wartezimmer.

© Tyler Olson / stock.adobe.com

Einteilung in fünf Gruppen

Diabetes: Risiken für Komorbiditäten vom Subtyp abhängig

Im Krankenhaus wird der Patient unter Aufsicht eines Radiologen einer CT-Untersuchung unterzogen.

© Valerii Apetroaiei / stock.adobe.com

Vereinfachter Diagnose-Algorithmus

Lungenembolie mit weniger Bildgebung sicher ausschließen