Krebstherapie

Methadon bei der Therapie von Glioblastom unwirksam

In einer Petition an den Bundestag fordern über 44.000 Bundesbürger, Methadon gegen Krebs in Studien weiter zu erforschen. Forscher aus Leipzig haben dem Anliegen jetzt einen Dämpfer verpasst. In einer Laborstudie mit Glioblastom-Zellkulturen kamen sie zu einem ernüchternden Ergebnis.

Veröffentlicht:
Forscher der Universitätsmedizin Leipzig mögliche Effekte von Methadon auf Glioblastome untersucht.

Forscher der Universitätsmedizin Leipzig mögliche Effekte von Methadon auf Glioblastome untersucht.

© Zerbor /stock.adobe.com

Wolfgang Geissel

LEIPZIG. Die Debatte um das synthetische Opioid Methadon ist noch nicht beendet. Vor zwei Jahren hatten Hinweise auf eine mögliche Wirksamkeit gegen Krebs für Aufsehen gesorgt, und im April 2018 war beim Deutschen Bundestag eine Petition eingereicht worden, um den gezielten Einsatz von Forschungsgeldern für klinische Studien mit D, L-Methadon in der Krebstherapie zu erreichen. Derzeitiger Status: „In der Prüfung“.

Unterdessen haben Forscher der Universitätsmedizin Leipzig mögliche Effekte von Methadon auf Glioblastome untersucht. Dazu legten sie primäre Zellkulturen aus Hirntumoren von sechs Patienten an. „Wir haben erstmals neben den Tumor-Zellkulturen auch Kulturen gesunder Zellen der Patienten angelegt, um die Wirkung von Methadon auf beide Zelltypen zu vergleichen“, wird Studienleiter Professor Frank Gaunitz in einer Mitteilung der Universität Leipzig zitiert.

Die Tumor-Zellkulturen wurden mit der Standardtherapie bei einem Glioblastom behandelt: Bestrahlung plus Chemotherapie. Zusätzlich konfrontierten die Forscher die Zellen mit Methadon in unterschiedlichen Konzentrationen. So konnten sie beobachten, ob Methadon einen zusätzlichen Effekt hat und die Standardtherapie besser wirkt (Cancer Chemotherapy and Pharmacology 2019; online 19. März).

Ergebnis: Die Standardbehandlung war wirksam, aber durch Methadon wurde kein Zugewinn erzielt, berichtet Gaunitz in der Mitteilung. „Es dürfte auch nichts nützen, wenn ein Patient nur Methadon nimmt. Das würde erst in Konzentrationen wirken, die für den Körper tödlich sind“, betont der Biochemiker. Und: „Zudem konnten wir Arbeiten von anderen Forschergruppen bestätigen, dass manche Tumorzellen bei niedrigen Methadon-Konzentrationen sogar schneller wachsen.“

Zugleich wurden die gesunden Zellen im Experiment mit unterschiedlichen Konzentrationen des Opioids konfrontiert. Dabei zeigte sich, dass auch diese Zellen bei den Dosen zerstört werden, bei denen auch Krebszellen absterben. In der Mitteilung rät Gaunitz Patienten von einer Selbstmedikation mit Methadon ab: Sollten Vorerkrankungen wie eine geschädigte Leber vorliegen, könne dies schnell tödlich enden, warnt er. (eis)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Sie fragen – Experten antworten

RSV-Impfung: Was empfiehlt die DEGAM für Pflegeheimbewohner?

BAM-Kongress 2025

Brustschmerz in der Hausarztpraxis: Was tun?

„ÄrzteTag“-Podcast

GKV in der Krise – warum ist das Klassenzimmer die Lösung, DAK-Chef Storm und BVKJ-Präsident Hubmann?

Lesetipps
Nahaufnahme wie eine Kind ein orales Medikament einnimmt.

© Ermolaev Alexandr / stock.adobe.com

Häufiges Problem bei Kindern

Nach Medikamentengabe gespuckt – was tun?

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung