Kommentar
Missbrauch - doch kein Volkssport?
Hiobsbotschaften zu Missbrauch sind alltäglich: Sportler scheinen keinen Muskel mehr ohne Doping zu bewegen, Jugendliche keine Party ohne Ecstasy zu feiern, Frauen den Tag nur mit "Mother's Little Helper" zu meistern, Männer schon morgens das erste Bier zu kippen. Diesen Eindruck rücken jetzt Essener Neurologen zurecht: Mit Analgetika gehen Deutsche im Schnitt zurückhaltend um.
Ihren Verbrauch von jährlich 52 Tabletten pro Person kann man größtenteils schon mit Kopfschmerzen erklären: Sie machen nach Studien einem Drittel der Erwachsenen an zwei bis drei Tagen im Monat zu schaffen. Setzt man für diese Tage je drei Tabletten an, kommt man auf jährlich rund 100, und auf alle Einwohner umgerechnet gut 30. Der Rest bliebe zum Beispiel für Zahn-, Rücken- oder Menstruationsschmerzen.
Damit soll die Gefahr, dass einzelne viel nehmen und Schmerzmittel-Kopfschmerzen riskieren, nicht bagatellisiert werden. Denn: Bedenklich stimmen könnte der starke Verbrauch nicht rezeptpflichtiger Analgetika. Nach der Statistik sind nur 30 Prozent der Kopfschmerzpatienten in Behandlung. Da für Analgetika-Missbrauch keine klare Definition existiert, sind Aufmerksamkeit und Nachfragen angesagt - von Arzt und Apotheker.
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