Prophylaxe

Mit zwei Joghurt am Tag gegen Clostridium-Infektion

Infektionen mit Clostridium difficile können lebensbedrohlich sein, und die Inzidenz nimmt stark zu. Eine mögliche Lösung: Probiotischer Joghurt.

Von Roland Fath Veröffentlicht:
Probiotischer Joghurt kann bei der Prävention gegen Infektionen helfen.

Probiotischer Joghurt kann bei der Prävention gegen Infektionen helfen.

© Barbara Pheby / Fotolia

MANNHEIM. Clostridium-difficile Infektionen (CDI) sind vor allem ein Klinikproblem und werden in ihrer Bedeutung häufig unterschätzt. Jährlich sterben in Deutschland etwa genauso viele Menschen an einer CDI wie im Straßenverkehr, sagte Professor Andreas Stallmach aus Jena beim Internistenkongress in Mannheim.

Die besten Wege der Vorbeugung: regelmäßiger Konsum von Probiotika und optimale Hygienemaßnahmen in der Klinik.

Über 50 Prozent der Neugeborenen sind mit den toxinbildenden Darmbakterien besiedelt, aber nur fünf bis zehn Prozent der Kinder und zwei bis vier Prozent der Erwachsenen, berichtete der Gastroenterologe. Meist tritt eine Infektion mit toxinbildenden Sporen, die zur Kolitis mit oft schweren Durchfällen führt, bei einer Antiobiotika-Therapie auf.

Gefährdet sind insbesondere ältere Patienten über 65 Jahre, Patienten mit Komorbiditäten, Patienten unter Protonenpumpenhemmer-Therapie sowie hospitalisierte Patienten. "Zwei Drittel der C. difficile-Infektionen sind nosokomial", sagte Stallmach.

Auf dem Vormarsch in den Kliniken

Die Prävalenz von CDI unter stationären Patienten ist nach seinen Angaben zwischen dem Jahr 2000 und dem Jahr 2011 um den Faktor 22 gestiegen. Im Jahr 2000 waren nach Angaben des Robert Koch-Instituts 7 pro 100.000 Patienten betroffen, 2004 waren es 39 und 2006 bereits rund 80 pro 100.000.

Bei etwa einem von 100 antibiotisch behandelten Patienten müsse mit einer CDI gerechnet werden. Bei Verdacht auf eine CDI werde eine möglichst rasche Diagnostik mit Nachweis der Bakterientoxine in Stuhlproben empfohlen.

Die Letalität einer CDI wird mit ein bis zwei Prozent angegeben, kann aber bei älteren Patienten mit Komorbiditäten und insbesondere in Verbindung mit dem gehäuften Auftreten hypervirulenter Stämme deutlich höher sein. "In Deutschland und den USA ist die Inzidenz CDI-assoziierter Todesfälle höher als alle anderen Todesfälle durch gastrointestinale Infektionen", sagte Stallmach.

Joghurt halbiert die CDI-Fälle

Der Gastroenterologe empfahl zur Vorbeugung von CDI Probiotika. Patienten sollten insbesondere im Rahmen von Antibiotika-Verordnungen über die Möglichkeiten der Vorbeugung informiert werden. Pro Tag zwei ganz normale probiotische Naturjoghurts oder Joghurtdrinks aus dem Supermarkt reichten aus.

Ähnlich effektiv wie bakterielle Joghurtkulturen sei vermutlich auch der Hefestamm Saccharomyces boulardii. Es gebe Hinweise dafür, dass durch regelmäßigen Konsum von Probiotika die Zahl der CDI-Fälle halbiert werde.

Sogar eine Kosten-Nutzen-Rechnung hatte Stallmach parat: Durch Ausgaben von etwa 375 Euro für Joghurt könne eine CDI verhindert werden. Zum Vergleich: Die stationären Behandlungskosten bei Patienten mit CDI liegen nach Angaben von Stallmach bei über 4000 Euro pro Patient, bei einem Patienten mit einem CDI-Rezidiv und Wiederaufnahme ins gleiche Krankenhaus sogar bei über 20.000 Euro.

Die Therapie von CDI richtet sich nach der Krankheitsschwere: Bei einfachen Fällen wird in der Regel mit Metronidazol über zehn Tage behandelt (3 x 500 mg oral), bei schweren Erkrankungen mit Vancomycin oder Fidaxomycin.

Für eine schwere CDI sprechen nach Angaben von Stallmach auch unspezifische klinische Kriterien wie Leukozytose, Kreatininanstieg >50 Prozent und Fieber >38,5° Celsius.

Große Probleme machen rezidivierende CDI. 15 bis 20 Prozent der Patienten mit CDI haben ein Rezidiv, die Hälfte von ihnen mehrfach, berichtete Stallmach. Gefährdet seien besonders Patienten mit Immunsuppression. Therapie der Wahl seien bei diesen Patienten Stuhltransplantationen (fäkaler Mikrobiom-Transfer).

Allerdings sei der Einsatz dieser Therapie bisher limitiert, da in Deutschland eine Herstellungserlaubnis für die Stuhltransplantate gefordert sei.

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