Nach Fraktur wird selten an Osteoporose gedacht

LEIPZIG (djb). Diese Tatsachen sind spätestens seit der Zwischenauswertung des bundesweiten Frakturregisters bekannt: Osteoporose-Patienten werden zu selten erkannt und sind oft unzureichend versorgt.

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Nur extrem selten - bei 2,9 Prozent der Patienten - wird etwa in Akutkliniken nach einer hüftgelenksnahen Fraktur die Knochendichte bestimmt. Und lediglich bei 20 Prozent der Patienten mit Wirbelkörperdeformationen wird nach der Ursache geforscht, so Professor Ludger Pientka aus Herne. In Reha-Kliniken sei die Situation nur wenig besser.

Außerdem: Derzeit erhalten etwa 80 Prozent der Patienten mit Osteoporose keine adäquate, leitlinienkonforme Therapie zum Schutz vor Frakturen, wie Pientka auf dem Osteologie-Kongreß in Leipzig gesagt hat.

Die Folgen sind gravierend: Am dramatischsten seien die hüftgelenksnahen Frakturen, etwa am Schenkelhals. Jede osteoporotische Fraktur erhöht das Risiko für weitere Frakturen, so Pientka bei einem MSD-Symposium. Außerdem steigt das Risiko für Immobilität, Abhängigkeit und Pflegeheimeinweisung.

Konnten sich vor der Fraktur noch knapp 70 Prozent der im Frakturregister erfaßten Patienten ohne Hilfsmittel fortbewegen, waren nach Entlassung aus der Reha-Klinik nur noch 6,5 Prozent dazu fähig. 28 Prozent der Patienten mit Schenkelhalsfraktur wurden ein Jahr danach ins Pflegeheim eingewiesen.

Nützliche Hinweise für eine optimale Osteoporose-Diagnostik und -Therapie liefern die DVO (Dachverband Osteologie)-Leitlinien. Die am besten untersuchten Therapie-Optionen zur Senkung des Frakturrisikos seien die Bisphosphonate, so Pientka.

Das in den Leitlinien als ein Mittel der ersten Wahl eingestufte Alendronat (Fosamax®) reduziert bei Frauen mit Osteoporose in der Postmenopause, die Wirbelfrakturen hatten, das Risiko für weitere Frakturen um etwa 50 Prozent. Die Knochendichte nimmt an Wirbelsäule und Schenkelhals zu. Ähnlich gut schützt Alendronat auch Frauen ohne Frakturen, aber mit verminderter Knochendichte am Schenkelhals.

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