Neue Substanzen geben Hoffnung bei Leberkrebs

MÜNCHEN (wst). Bei 80 Prozent aller Patienten mit hepatozellulärem Karzinom (HCC) wird der Tumor in einem Stadium entdeckt, in dem nicht mehr kurativ operiert werden kann. Dann ist die Prognose schlecht und konnte bislang durch konventionelle Chemotherapien nicht überzeugend verbessert werden. Hoffnungen werden jetzt auf neue systemische Strategien gesetzt.

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In den westlichen Industrienationen entwickelt sich ein HCC überwiegend bei fortgeschrittener Leberzirrhose. Daran erinnerte Professor Peter R. Galle vom Uniklinikum Mainz. Selbst wenn ein Tumor noch in einem Stadium ist, in dem eine Op vielversprechend erscheint, muß oft wegen der mangelnden Leber-Restfunktion auf eine Op verzichtet werden.

Derzeit kommt bei weniger als fünf Prozent aller Patienten mit HCC eine Resektion in Frage, sagte Galle auf einer von der Falk Foundation und vom Unternehmen Essex unterstützten Fortbildungveranstaltung in München.

Als kurative Strategie bleibt deshalb selbst in frühen Tumorstadien oft nur eine Lebertransplantation. HCC-Patienten mit Zirrhose haben nach einer Lebertransplantation eine ähnlich gute Prognose wie Patienten nach Lebertransplantation ohne HCC - vorausgesetzt, sie haben einen einzigen Lebertumor von weniger als 5 cm Durchmesser oder maximal drei Tumoren von höchsten je 3 cm Durchmesser und ohne Zeichen einer vaskulären Infiltration.

Für die 80 Prozent aller Betroffenen, bei denen ein HCC erst in einem fortgeschrittenen Stadium entdeckt wird, gibt es palliative Therapien: Das sind vor allem tumornekrotisierende, lokal ablative Verfahren wie die transarterielle Chemo-Embolisation (TACE), die CT-gezielte perkutane Alkoholinstillation oder die ebenfalls CT-kontrollierte Radiofrequenzablation.

Konventionelle systemische Chemotherapien haben bisher eher enttäuscht und wurden weitgehend aufgegeben. Auch die durch positive Einzelfallberichte angeregte Verwendung des Somatostatin-Analogons Octreotid und von Tamoxifen habe sich in kontrollierten Studien als nutzlos erwiesen, sagte Galle.

Es gibt aber neue Hoffnungen: Da ein Charakteristikum des HCC seine ausgeprägte Hypervaskularisierung ist, bieten sich Angiogenese-Hemmer wie Bevacizumab an. Die Substanz hemmt VEGF (vascular endothelial growth factor) und wurde bereits in ersten Pilotstudien erfolgreich geprüft.

Auch der Tyrosinkinase-Hemmer Surafenib ist ein Kandidat. Eine Studie mit 560 Patienten ist bereits angelaufen, so Galle. Weitere Substanzen, die bei Patienten mit HCC geprüft werden, sind etwa Imatinib, Erlotinib, Gefitinib, Bortezomib, Rapamycin sowie auch verschiedene Cyclooxygenase-2-Hemmer.

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