Neuer Ansatz für Therapie bei Muskelschwund

WÜRZBURG (ddp.vwd). Bei Spinaler Muskeldystrophie fehlen offenbar Partikel aus RNA und Proteinen, so daß Neuronen absterben. Die Synthese der Partikel zu stimulieren könnte ein Therapie-Ansatz sein.

Veröffentlicht:

An Spinaler Muskelatrophie erkrankt etwa einer von 6000 Menschen. Durch eine Veränderung des Erbguts besitzen die Kranken zu wenig von dem Protein Survival Motor Neuron (SMN).

Ein Mangel, der sich besonders auf Neuronen auswirkt, die im Rückenmark die Bewegung der Muskeln steuern: Die Motoneuronen verlieren den Kontakt zum Muskel und sterben ab, Lähmungen sind die Folge. In den vergangenen Jahren hatten Forscher bereits herausgefunden, daß SMN in allen Körperzellen maßgeblich daran beteiligt ist, die Erbinformation aus der DNA abzurufen.

    Vorgefertigte Partikel schützen Zellen von Fischen.
   

"Dieses Protein übernimmt die Aufgabe eines Maschinenbauers: Es konstruiert aus mehreren Einzelteilen eine Maschine, die dann im Zellkern eine wichtige Funktion übernimmt", sagt Professor Utz Fischer vom Biozentrum der Universität Würzburg. Genau diese Maschine - die Forscher sprechen von einem Ribonukleoprotein-Partikel - ist nach ihrer Ansicht beim Absterben der Nervenzellen offenbar von besonderer Bedeutung: Wenn zu wenige SMN-Proteine vorhanden sind, entstehen auch nicht genug dieser Maschinen, und die für Muskelbewegungen so wichtigen Nervenzellen gehen zugrunde. Das wurde in Experimenten mit Zellkulturen und Zebrafischen beobachtet.

Als die Forscher bei den Tieren die Aktivität des SMN-Gens unterdrückten, starben die Motoneuronen. Injizierten sie den Tieren aber gleichzeitig funktionsfähige Ribonukleoprotein-Partikel, blieben die Nervenzellen erhalten und wuchsen normal. In einer anderen Versuchsreihe wurden bei gesunden Fischen Faktoren unterdrückt, die zusammen mit dem SMN-Protein für den Aufbau der Ribonukleoprotein-Partikel nötig sind.

Auch in diesem Fall starben die Nervenzellen ab - obwohl eigentlich genug SMN vorhanden war. Daraus schließen die Würzburger Forscher, daß die Funktion dieser Assistenz-Faktoren sowie das SMN-Protein durch das Einschleusen von vorgefertigten Ribonukleoprotein-Partikeln ersetzt werden könnten.

Damit haben die Wissenschaftler einen weiteren Ansatzpunkt gefunden, der möglicherweise einen Therapieweg bei Spinaler Muskelatrophie öffnet: Man könne versuchen, bei den Patienten gezielt die Produktion der Ribonukleoprotein-Partikel zu stimulieren, sagt Fischer.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Was die MS-Behandlung auszeichnet

© Suphansa Subruayying | iStock

Lebensqualität

Was die MS-Behandlung auszeichnet

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

© AscentXmedia | iStock

Lebensqualität

Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Prognostizierbares Therapieansprechen?

© Stockbyte | gettyimages (Symbolbild mit Fotomodellen)

Antidepressiva

Prognostizierbares Therapieansprechen?

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Depression und Schmerz gehen häufig Hand in Hand

© brizmaker | iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Depressionsscreening

Depression und Schmerz gehen häufig Hand in Hand

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Durvalumab im Real-World-Vergleich

© Springer Medizin Verlag

ED-SCLC

Durvalumab im Real-World-Vergleich

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Wissenschaft in Medizin übertragen

© Regeneron

Forschung und Entwicklung

Wissenschaft in Medizin übertragen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Regeneron GmbH, München
Abb. 1: Finale Analyse der SPOTLIGHT-Studie zum fortgeschrittenen, Claudin-18.2-positiven und HER2-negativen Adenokarzinom des Magens/AEG: Gesamtüberleben (PPS-Population)

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [8]

Adenokarzinom des Magens/gastroösophagealen Übergangs

Zolbetuximab: Standardtherapie bei CLDN18.2+/HER2− Magenkarzinomen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Astellas Pharma GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Lesetipps
Sieht lecker aus und schmeckt — doch die in Fertigprodukten oft enthaltenen Emulgatoren wirken proinflammatorisch. Ein No-Go für Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen.

© mit KI generiert / manazil / stock.adobe.com

Emulgatoren in Fertigprodukten

Hilfreich bei Morbus Crohn: Speiseeis & Co. raus aus dem Speiseplan!