Praktische Ernährungsmedizin

Neuer Leitfaden zur Ernährungstherapie

Was sollten Rheumatiker essen, was Diabetiker? Der neue Leitfaden zur Ernährungstherapie in Klinik und Praxis (LEKuP) soll Orientierung in dem unübersichtlichen Fachgebiet geben.

Wolfgang GeisselVon Wolfgang Geissel Veröffentlicht:
Die richtige Ernährung bei Herzkrankheiten? Auch dabei hilft der neue Leitfaden!

Die richtige Ernährung bei Herzkrankheiten? Auch dabei hilft der neue Leitfaden!

© udra11 / stock.adobe.com

Berlin. Eine ausgewogene Ernährung ist entscheidend für die Prävention des metabolischen Syndroms mit Adipositas, Typ-2-Diabetes, Hypertonie und Fettstoffwechselstörungen. Darüber hinaus gehört die gesunde Kost für Betroffene zu den unverzichtbaren Basismaßnahmen der Therapie. Was allerdings genau empfohlen werden sollte, daran scheiden sich häufige die Geister. „Viele Diäten sind bei Diabetes mellitus schon einmal favorisiert und wieder verworfen worden. Beinahe entmutigend ist hier die Lektüre der wissenschaftlichen Literatur, da sich Forscher untereinander ständig widersprechen oder sie auch ideologisch vorbelastet sind“, kritisiert zum Beispiel der Diabetologe Professor Hellmut Mehnert aus München.

Für mehr Orientierung haben jetzt verschiedene Fachgesellschaften wie die Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) auf Grundlage evidenzbasierter Leitlinien einen Leitfaden für die praktische Ernährungstherapie in Klinik und Praxis (LEKuP) verfasst (Ernährungsmedizin 2019; 44: 384).

Ernährung ist häufig ein äußerst wichtiger Baustein der Therapie: Nach Studiendaten hat „die gezielte Ernährungsintervention im medizinischen Alltag bei vielen Erkrankungen eine vergleichbare Bedeutung wie die Verordnung krankheitsspezifischer Medikamente“, betont DGEM-Präsident Privatdozent Dr. Frank Jochum vom Evangelischen Waldkrankenhaus Spandau in einer Mitteilung der Organisation.

Warum wurde LEKuP entwickelt?

Eine erfolgreiche Behandlung muss nach Ansicht der Experten auf wissenschaftlich gesicherten Ernährungsempfehlungen beruhen. LEKuP wurde zudem entwickelt, um allen in der Klinik, Praxis und Pflege Tätigen eine einfache Orientierungshilfe für eine moderne ernährungsmedizinische Versorgung an die Hand zu geben, heißt es in der Mitteilung weiter.

So werden im Leitfaden die vollwertige Ernährung nach den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) definiert. Dies ist die Basis der Vollverpflegung für Erwachsene, bei denen keine Indikation für eine gesonderte Kostform besteht. Alternativ werden als Grundkostformen die mediterrane Diät oder die vegetarische Kost (ovo-lacto-vegetarisch) empfohlen.

ErnährungsInterventionen haben bei vielen Erkrankungen eine vergleichbare Bedeutung wie Medikamente.

Privatdozent Dr. Frank Jochum, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM)

Von einer veganen Ernährung wird insbesondere bei Heranwachsenden sowie bei Schwangeren und Stillenden abgeraten. Notwendig ist dabei eine Supplementation von Vitamin B12. Um alle essenziellen Nährstoffe ausreichend zuzuführen, müssen pflanzliche und angereicherte Lebensmittel sorgfältig zusammengestellt werden, gegebenenfalls ist auch eine Supplementation kritischer Nährstoffe wichtig.

Neben der Grundkost wird die Ernährungstherapie für bestimmte Krankheitsbilder dargestellt. So gibt es in der LEKuP spezifische Handlungsempfehlungen, zum Beispiel bei Nierenkrankheiten, bei Stoffwechsel- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, bei entzündlich-rheumatischen, orthopädischen oder bei neurologischen Diagnosen.

An wen richten sich die Empfehlungen?

Die Empfehlungen im Leitfaden richten sich an alle Verantwortlichen für die Ernährungstherapie und die Patientenverpflegung, insbesondere Ernährungsfachkräfte, Ärzte, Träger von und Führungskräfte in Krankenhäusern und Pflegeheimen, Verantwortliche in den Küchen, im Service, in der Therapie und in der Pflege. Der Leitfaden soll zudem eine Orientierung für Kostenträger im Gesundheitswesen darstellen.

Der neue Leitfaden ersetzt das bisher in der Ernährungstherapie angewandte Rationalisierungsschema von 2004, so die Fachgesellschaften. Beteiligt an der grundlegenden Neufassung waren die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) und die Deutsche Akademie für Ernährungsmedizin (DAEM), in enger Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM), dem Bundesverband Deutscher Ernährungsmediziner (BDEM), der Deutschen Adipositas-Gesellschaft (DAG), dem Verband der Diätassistenten – Deutscher Bundesverband (VDD) und dem Berufsverband Oecotrophologie (VDOE).

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