Phase-II-Studie

Neuer Malaria-Wirkstoff erfolgreich getestet

Eine neue Wirkstoffkombination hat in einer Studie Malaria-Patienten von ihrer Infektion geheilt.

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Eine neue Wirkstoffkombination heilt Malaria.

Eine neue Wirkstoffkombination heilt Malaria.

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TÜBINGEN. Ein internationales Forschungsteam hat in einer klinischen Phase-II-Studie erfolgreich ein neues Malaria-Medikament getestet (Clin Inf Dis 2018; cix1122 (doi/10.1093/cid/cix1122/4774674 )). In der Studie überprüften die Wissenschaftler um Dr. Ghyslain Mombo-Ngoma die Wirksamkeit, Verträglichkeit und Sicherheit einer Wirkstoffkombination aus Fosmidomycin und Piperaquin. Das Wirkstoffdoppel wurde drei Tage lang an 100 Patienten im Alter von ein bis 30 Jahren verabreicht, die sich mit Malaria infiziert hatten.

Heilungsrate von 100 Prozent

In den 83 auswertbaren Fällen wurde bei den Patienten eine Heilungsrate von 100 Prozent erreicht, berichtet die Universität Tübingen. Die Behandlung habe sich als sehr gut verträglich erwiesen und schnell zum Abklingen der klinischen Symptome geführt. Sicherheitsbedenken beschränkten sich auf Veränderungen im Elektrokardiogramm, die für Piperaquin bereits früher beschrieben wurden.

"Diese Studie stellt einen Meilenstein in der klinischen Entwicklung von Fosmidomycin dar", sagt der Tübinger Tropenmediziner Professor Peter Kremsner. Der ursprünglich aus Streptomyces lavendulae isolierte Wirkstoff ist heute synthetisch herstellbar und blockiert den Stoffwechselweg für die sogenannte Isoprenoid-Biosynthese. Dem Malariaerreger werden so die Grundvoraussetzungen für Stoffwechsel und Vermehrung entzogen.

Da Isoprenoide im menschlichen Körper auf einem anderen Syntheseweg erzeugt werden, gibt es für Fosmidomycin im Menschen keine Zielstrukturen. Deshalb wird der Wirkstoff gut vertragen und führt kaum zu Nebenwirkungen. Zudem schließe der einzigartige Wirkstoffmechanismus eine Kreuzresistenz mit den Wirkstoffen bisheriger Malariamedikamente aus.

Verzögerte Resistenzbildung

Die neue Wirkstoffkombination entspreche zudem den WHO-Richtlinien für Kombinationstherapien, berichtet die Universität. Durch ihre gegen unterschiedliche Zielstrukturen gerichteten Wirkmechanismen werden die beiden Wirkstoffe voneinander unabhängig gegen die Parasiten im Blut aktiv. Dies erfülle die Anforderungen der WHO sowohl an eine schnelle und wirksame Behandlung der akuten Infektionsphase als auch an den Schutz vor Rückfällen durch erneutes Auftreten der Infektion.

Der Wirkmechanismus trage zudem zur Verzögerung einer möglichen Resistenzbildung bei. Weitere Studien seien geplant, um die optimale Medikamentendosis zu finden.

Die Studie wurde am Centre de Recherches Médicales de Lambaréné (CERMEL) im afrikanischen Gabun durchgeführt, einer Forschungseinrichtung, die eng mit der Universität Tübingen verbunden ist. Finanzielle Förderung erhielt sie von der gemeinnützigen Organisation Medicines for Malaria Venture (MMV). (eb)

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