Neues Anticholinergikum wirkt gezielt an der Blase
BERLIN (gvg). Mit dem Anticholinergikum Darifenacin (Emselex®) steht Ärzten jetzt ein neues Präparat zur Therapie bei überaktiver Blase zur Verfügung. Anders als andere Anticholinergika wirkt die Substanz hochselektiv an den für die Blasenentleerung wichtigen M3-Acetylcholinrezeptoren.
Veröffentlicht:"In der Zulassungsstudie bewirkte Darifenacin bei 335 Patienten mit überaktiver Blase nach 12 Wochen Behandlung eine Verringerung der Zahl der Drangepisoden um knapp 30 Prozent", sagte Privatdozent Theodor Klotz vom Klinikum Weiden/Oberpfalz auf der Einführungsveranstaltung der neuen Substanz in Berlin. In der Placebogruppe traten bei 271 Patienten 14 Prozent weniger Drangepisoden auf. Der Unterschied war statistisch signifikant.
Dieser Effekt entspreche einer absoluten durchschnittlichen Verringerung der Zahl der Miktionsepisoden von rund 20 auf etwa 12 bis 13 in der Darifenacingruppe, so Klotz. War zusätzlich zur überaktiven Blase bereits eine Dranginkontinenz vorhanden, so konnte die Zahl der Inkontinenzepisoden um knapp 70 Prozent verringert werden. In der Placebogruppe waren es 54 Prozent.
Die Wirksamkeit von Darifenacin sei damit ähnlich wie bei den etablierten Anticholinergika, sagte Klotz. Deutliche Vorteile der neuen Substanz sieht der Urologe bei den unerwünschten anticholinergen Wirkungen, die dank der hohen Selektivität für M3-Rezeptoren milder ausfielen, und in einer dadurch verbesserten Compliance.
So sei, anders als bei unselektiven Anticholinergika, nicht mit Gedächtnisproblemen oder Herzrasen zu rechnen, weil weder die M1-Rezeptoren im Gehirn noch die M2-Rezeptoren am Herzmuskel von Darifenacin gehemmt würden. Auch die von vielen Patienten als sehr unangenehm empfundene Mundtrockenheit falle milder aus, weil die Speicheldrüsen außer M3-Rezeptoren auch M2-Rezeptoren aufweisen, die Darifenacin ebenfalls weitgehend in Ruhe lasse.
Darifenacin wird als 7,5 Milligramm Retardtablette angeboten. Die empfohlene Dosierung der Substanz, die in Deutschland von der Firma Bayer Healthcare vertrieben wird, beträgt 7,5 bis 15 Milligramm täglich.