Kommentar – Demenzforschung

Nicht nur auf Amyloid schauen!

Von Thomas Müller Veröffentlicht:

Der medizinische Fortschritt schreitet selten geradlinig voran, er führt oft in Sackgassen, auf Nebenpfade oder komplett in die falsche Richtung. Dann dauert es einige Zeit, bis der Fehler erkannt und der Kurs korrigiert wird.

Eine solche Kurskorrektur könnte derzeit in der Alzheimerforschung nötig sein. Forscher haben sich weitgehend auf Beta-Amyloid als Ziel für Alzheimertherapien eingeschossen und bereits Milliarden von Euros und Dollars mit Studien verbrannt, die bislang keine überzeugenden Resultate lieferten.

Immerhin hat insofern eine Kurskorrektur stattgefunden, als nun versucht wird, in Präventionsstudien Personen aufzunehmen, die noch keine kognitiven Probleme haben. Denn bei manifester Demenz ist das Gehirn mit Amyloid längst gesättigt, der Schaden bereits angerichtet. Immerhin gibt es nun erste Hinweise, dass eine frühere Therapie gegen Beta-Amyloid viel eher wirken könnte.

Dennoch lohnt sich ein Blick auf andere Ansätze. Forscher aus Israel präsentieren einen faszinierenden Ansatz, wonach sich das alternde Gehirn vom Immunsystem abkoppelt. Die Müllentsorgung durch Immunzellen klappt dann nicht mehr, ebenso wenig der Schutz von Nervenzellen. Neurodegeneration als Folge von Immunveränderungen? Es könnte sich lohnen, solche Ansätze weiter zu verfolgen. Seite 6

Lesen Sie dazu auch: Immuntherapie mit Krebsmitteln: Kurskorrektur in der Alzheimerforschung?

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