Ohne Punktion zur Diagnose Leberzirrhose

NEU-ISENBURG (cin/gwa). Die  nichtinvasive schmerzlose Elastographie zur Diagnose von Leberfibrose und Zirrhose wird nach Einschätzung von Leberspezialisten bald ein Standard in der Leberdiagnostik sein. In Studien wird damit etwa bei Hepatitis C der Fibrosegrad beurteilt und danach werden antivirale Therapien angepaßt. An der Uni Düsseldorf wird die Methode bereits ambulant zur Zirrhose-Diagnostik angeboten.

Veröffentlicht:

Professor Dieter Häussinger, Direktor der Uniklinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie, hatte Methode und Gerät in Italien entdeckt und im Juni 2005 den ersten FibroScan® in Deutschland in der Uni Düsseldorf aufgestellt.

Die Methode ist komplikationsfrei und hat in Düsseldorf bei der Diagnose Leberzirrhose die Punktion ersetzt, sagte Häussinger zur "Ärzte Zeitung". Bislang wurden dort mehr als 600 Patienten untersucht.

Vorteil der nicht-invasiven Elastographie im Vergleich zur Punktion: "Mit einer Punktion wird nur ein 50 000tel des Lebergewebes erfaßt, bei der Elastographie kann die hundertfache Menge erfaßt werden", sagte Oberarzt Dr. Christoph Vogt im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung".

Niederfrequente Wellen verformen die Leber schmerzfrei

Wie funktioniert die Untersuchung? Das Gerät hat einen speziellen Schallkopf, der in Leberhöhe in den Interkostalräumen aufgesetzt wird. Der Kopf enthält einen 50 Hertz (Hz)-Vibrator, der eine niederfrequente Welle mit einer Ausbreitungsgeschwindigkeit von 1 m/s aussendet. Außerdem ist eine 5-MHz-Ultraschallsonde integriert.

Je fester und unelastischer die Leber, desto schneller laufen die Wellen hindurch; und sie verformen das Gewebe. Das wird gleichzeitig mit der Ultraschallsonde beobachtet und gemessen. Die Verformung wird als quantitativer Wert in Kilo-Pascal (kPa) angegeben.

Je stärker die Leber fibrosiert ist, desto geringer wird sie verformt, und desto höher sind die Werte. "Bei jungen gesunden Frauen haben wir Werte um 3 kPa. Der obere Grenzwert für Lebergewebe liegt bei 10 kPa; bei Zirrhose erreichen wir zum Beispiel Werte über 70 kPa."

Wie ein Schnippen auf dem Bauch - mehr spürt man nicht

Tut die Verformung der Leber weh? "Nein", sagt Vogt. "Patienten spüren davon nicht mehr, als wenn man mit dem Finger auf die Bauchdecke schnippt." Vogt, der im Juli 2006 Chefarzt des St. Josef Krankenhauses in Moers werden und dort ebenfalls die Elastographie anbieten wird, weiß aus eigner Erfahrung, daß die Untersuchung schmerzlos ist: Er hat sie bei sich selbst ausprobiert.

Ein weiterer Vorteil der Elastographie ist, daß die Methode unabhängig vom Untersucher ist. Pro Untersuchung werden zehn Scans gemacht; der Median aus diesen Scans ergibt den Wert. Bei schwerer Adipositas und Aszites kann nicht elastographiert werden; die Wellen werden durch das Fett und die Flüssigkeit verlangsamt, das Ergebnis verfälscht.

Die Untersuchung wird bisher nicht von den Krankenkassen erstattet. Eine Elastographie in Verbindung mit Ultraschalluntersuchung und Beratung kostet an der Uni Düsseldorf etwa 146 Euro.

Anmeldung zur FibroScan-Untersuchung in Düsseldorf über Dr. Ch. Vogt, E-Mail: vogtch@med.uni-duesseldorf.de

Lesen Sie dazu auch den Hintergrund: Die Elastographie bietet die Chance, Leberfibrose früh zu erkennen und dann Betroffene rasch zu behandeln

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Führen den BVKJ: Tilo Radau (l.), Hauptgeschäftsführer, und Präsident Michael Hubmann im Berliner Büro des Verbands.

© Marco Urban für die Ärzte Zeitung

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“

Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch.

© Rolf Schulten

Interview

Diakonie-Präsident Schuch: Ohne Pflege zu Hause kollabiert das System