Opioid-Wechsel brachte Krebspatient auf die Beine

Prostatakarzinome gehören zu den Tumoren, bei denen sich besonders häufig Knochenmetastasen im Verlauf der Erkrankung bilden. Die Patienten leiden dann bei fortschreitender Erkrankung unter stärksten Schmerzen. Daß sich aber auch bei scheinbar ausgereizter Schmerztherapie noch eine Substanzrotation lohnt, um eine bessere Schmerzlinderung zu erreichen, verdeutlicht Dr. Bettina Peuser aus Leipzig an einem Fallbeispiel aus ihrer Onkologischen Schwerpunktpraxis.

Veröffentlicht:

Nach der Diagnose eines primär ossär metastasierenden Prostata-Karzinoms mit Absiedelungen vor allem im rechten Os ischii und Os pubis kommt es in den folgenden drei Jahren zu einem kontinuierlichen Fortschreitung der Metastasierung. Zunächst wird weiter der rechte Femur befallen, später auch das Os pubis und Os ischii links und schließlich das gesamte Becken, wie in Szintigraphie und Röntgen-Aufnahmen deutlich wird.

Es sind jedoch keine Organmetastasen vorhanden.Zur Schmerztherapie wurden bisher unter anderem TENS, Radionuklidtherapie, Fentanylpflaster mit 100 µg/h, Morphin in unterschiedlichster Applikationsform (gegen die Schmerzspitzen), Diclofenac und Metamizol sowie Carbamazepin als Co-Analgetikum verwendet. Es konnte aber trotz maximaler Dosierung mit diesen Wirkstoffen keine ausreichende Analgesie erreicht werden.

  • Was ist nun zu tun?

Da bisher alle analgetischen Maßnahmen versagt haben, stellen wir den Patienten auf ein anderes stark wirksames Opioid in Retardform um, nämlich Hydromorphon (Palladon®). Die Kapseln bieten unter anderem den Vorteil, besser auf die stark fluktuierende Schmerzsymptomatik reagieren zu können als mit einem transdermalen System, das alle drei Tage gewechselt wird.

Wir beginnen mit einer Dosierung von zunächst zweimal 8 mg pro Tag. Bereits damit wird eine erste, für den Patienten zufriedenstellende Analgesie erreicht. Nach drei Tagen wird die Dosis dann auf zweimal 16 mg pro Tag gesteigert. Dies bewirkt nun eine deutliche Schmerzreduktion.Auf die zeitgleich begonnene Polychemotherapie sprechen die Metastasen gut an.

Zur Schmerzlinderung reicht es daher nach vier Wochen Therapie, das Hydromorphon zunächst wieder auf zweimal 8 mg pro Tag zu reduzieren und schließlich auf eine Erhaltungsdosis von zweimal 4 mg pro Tag. Die Verträglichkeit der analgetischen Behandlung ist insgesamt sehr gut: Übelkeit tritt unter der Opioidtherapie gar nicht auf und der Patient hat auch kaum Probleme durch eine Obstipation, so daß die sonst übliche Prophylaxe mit einem Antiemetikum und Laxans hier nicht erforderlich ist. Durch die anhaltend gute Schmerzlinderung beschäftigt sich der Patient nun im Alltag nicht mehr nur mit seinen Schmerzen, sondern kann wieder andere Interessen verwirklichen.

Jetzt abonnieren
Mehr zum Thema

Neue Wirkstoffklasse

Migräne: Weniger Symptome vor der Attacke bei Ubrogepant-Einnahme

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview zur Bräunungssucht

Gebräunte Haut: Wann eine Tanorexie dahinter steckt

Kasuistik

Tularämie: „Furunkel“ führte auf die falsche Fährte

Lesetipps
Positiver Schwangerschaftstest: Manche Frauen fürchten sich stark vor diesem Moment. Gedanken an eine Schwangerschaft und/oder Geburt lösen bei ihnen panische Angst aus.

© globalmoments / stock.adobe.com

Spezifische Angststörung

Was ist eigentlich Tokophobie?