Akutes Koronarsyndrom

Optimisten erholen sich besser

Wer kurz nach einem akuten Koronarsyndrom schon wieder Optimismus versprüht, hat bessere Chancen. Er ist körperlich aktiver und trägt auch damit viel zum positiven Ausgang seines Herzproblems bei, wie eine US-Studie nahelegt.

Von Dr. Christine Starostzik Veröffentlicht:
Patienten nach ACS: Positive Gedanken an die Zukunft steigern wohl die Hoffnung, selbst etwas zum eigenen Wohlergehen beitragen zu können.

Patienten nach ACS: Positive Gedanken an die Zukunft steigern wohl die Hoffnung, selbst etwas zum eigenen Wohlergehen beitragen zu können.

© STEEX / iStock

BOSTON. Etwa jeder fünfte Patient mit akutem Koronarsyndrom (ACS) muss wegen einer ischämischen Herzkrankheit innerhalb des nächsten Jahres erneut stationär behandelt werden oder stirbt.

Jeff Huffman von der Harvard Medical School in Boston und Kollegen haben sich jetzt auf die Suche nach Faktoren gemacht, die die Prognose während der Hochrisikophase nach einem ACS verbessern (Circoutcomes 2015; online 8. Dezember).

Hierzu testeten sie unter anderem die Wirkung einer optimistischen Einstellung sowie einer Haltung der Dankbarkeit gegenüber Menschen, Lebensereignissen und Erfahrungen. Das Maß für den Optimismus war der revidierte Life-Orientation-Test (LOT-R) in sechs Punkten.

Schon in früheren Studien konnte der positive Einfluss seelischen Wohlbefindens auf die Herzgesundheit belegt werden.

Im Rahmen der aktuellen Untersuchung mit 164 Patienten der GRACE (Gratitude Research in Acute Coronary Events)-Studie ermittelten die Autoren zwei Wochen nach dem kardialen Ereignis den Grad an Optimismus und Dankbarkeit sowie deren Auswirkungen auf die körperliche Aktivität und die Höhe von Entzündungs- (CRP, IL-6, TNF-a, sICAM-1) und anderen prognostischen Biomarkern (NT-proBNP) in den folgenden sechs Monaten.

Zudem wurden Depressions- und Angst-Scores bestimmt. Die Anfangsaktivität vor dem Ereignis wurde mittels der Physical Activity Recall(PAR)-Skala ermittelt und die Aktivität nach sechs Monaten per Schrittzähler. Als drittes Bewertungskriterium galt die stationäre Wiederaufnahme wegen der KHK innerhalb der der folgenden sechs Monate.

Dankbarkeit bringt keine Vorteile

Unter Berücksichtigung von Alter, Geschlecht sowie sozialen und medizinischen Variablen ergab sich ein Zusammenhang zwischen einer optimistischen Grundhaltung und erhöhter körperlicher Aktivität sechs Monate nach dem Ereignis.

Selbst wenn zusätzlich Depressions- und Angst-Scores einflossen, blieb der positive Einfluss des Optimismus auf die Bewegungsfreude erhalten. Zwischen Optimismus und Biomarkern ergab sich, abgesehen von einer Assoziation zu TNF-a, nach sechs Monaten keine signifikante Beziehung.

Etwa jeder zweite Patient berichte nach dem akuten Koronarsyndrom von Gefühlen der Dankbarkeit. Diese Haltung hatte allerdings keinen Einfluss auf das Ausmaß seiner Aktivität und wirkte sich insgesamt nur minimal auf das Ergebnis nach ACS aus.

21,3 Prozent der Patienten mussten innerhalb von sechs Monaten erneut stationär aufgenommen werden, 17,1 Prozent aus kardialer Ursache. Auch hier wurde in den adjustierten Analysen der positive Effekt einer optimistischen Stimmung deutlich.

Wer frohen Mutes war, dessen Risiko für eine erneute Klinikaufnahme wegen einer Koronarerkrankung sank signifikant um 8 Prozent. Dankbare Menschen dagegen hatten hier keine Vorteile.

Als mögliche Gründe für die unterschiedlichen Auswirkungen von Optimismus und Dankbarkeit führen die Autoren an, dass Optimismus mit positiven Gedanken an die Zukunft verknüpft sei und damit Motivation und Zuversicht steigern könne sowie die Hoffnung, selbst etwas zum eigenen Wohlergehen beitragen zu können.

Dankbarkeit dagegen sei ein Gefühl der Gegenwart beziehungsweise beziehe sich auf ein Ereignis in der Vergangenheit.

Bliebe die Frage, so die Autoren, ob es möglich sei, eine optimistische Haltung bei Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen zu fördern und ob entsprechende Interventionen tatsächlich das klinische Ergebnis verbessern könnten. Dies müssten künftige Studien zeigen.

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