Krebstod in Europa

Pankreas-Ca überholt Brustkrebs

EU-weit wird das Pankreas-Ca vermutlich schon nächstes Jahr Brustkrebs als dritthäufigste Ursache eines Krebstodes abgelöst haben.

Von Beate Schumacher Veröffentlicht:

LYON. In der EU-Statistik der Krebstodesfälle rangiert Pankreaskrebs bislang auf Platz vier – hinter Lungen-, Darm- und Brustkrebs. Während aber die Brustkrebsmortalität zumindest in den wohlhabenden EU-Mitgliedstaaten in den letzten Jahrzehnten deutlich gesunken ist, sind die Überlebenschancen beim Pankreas-Ca unverändert schlecht. Selbst in den reichsten EU-Ländern haben die Patienten nach der Diagnose im Median weniger als 18 Monate zu leben. Die unterschiedliche Entwicklung der Prognose wird französischen Krebsforschern zufolge dazu führen, dass der Tod durch Pankreaskrebs schon im nächsten Jahr den Tod durch Brustkrebs zahlenmäßig übertreffen wird.

Die Ärzte um Jacques Ferlay von der Internationalen Agentur für Krebsforschung in Lyon stützen ihre Prognose auf eine Analyse von WHO-Sterberegistern aus den Jahren 2001–2010. Mithilfe der vorhandenen Daten haben sie daraus die in den nächsten Jahren zu erwartenden Todesfälle durch Pankreas- und Brustkrebs errechnet (Acta Oncologica 2016; 55: 9-10, 1158-1160).

Danach wird die Zahl der Pankreaskrebstoten von 76.000 im Jahr 2010 (je die Hälfte Männer und Frauen) bis zum Jahr 2025 um fast 50 Prozent steigen auf dann 111.500 (davon 56.500 bei Frauen). Die Zahl der Frauen und Männer, die an Brustkrebs sterben, wird im gleichen Zeitraum von 92.000 auf 90.000 zurückgehen. Damit werden pankreaskrebsbedingte Todesfälle im Jahr 2025 um 25 Prozent häufiger sein. Erstmals soll sich das Pankreas-Ca aber schon im Jahr 2017 in der Todesursachenstatisik vor das Mammakarzinom schieben.

Diese Veränderung wird nach den Berechnungen von Ferlay und Kollegen in den meisten EU-Ländern stattfinden. Der Zeitpunkt, zu dem Pankreaskrebs die dritthäufigste Krebstodesursache wird, variiert allerdings von Land zu Land. Für Deutschland haben die französischen Wissenschaftler diesen Wechsel sogar schon für das Jahr 2014 vorausgesagt. Laut Statistischem Bundesamt ist dies allerdings nicht zutreffend. Danach gab es 16.615 Sterbefälle durch Pankreas- und 17.804 durch Mammakarzinome. In drei EU-Ländern, Tschechien, Finnland und Schweden, ist der Wechsel schon dokumentiert.

Betrachtet man nur die weiblichen EU-Bürger, dann wird Brustkrebs weiterhin die führende Todesursache bleiben. Ferlay und Kollegen gehen davon aus, dass im Jahr 2025 infolge von Pankreaskrebs 56.500 und infolge von Brustkrebs 89.000 Frauen sterben werden.

Ferlay und Kollegen betonen, dass beim Pankreaskarzinom "koordinierte Anstrengungen nötig sind, um die vorhersehbare Krankheitslast zu senken". Primärpräventiv gebe es die Möglichkeit, bei den etablierten Risikofaktoren Rauchen, Übergewicht und Diabetes anzusetzen.

Ein Screening käme wegen der geringen Inzidenz (im Jahr 2012 gab es in der EU 79.000 Pankreaskarzinomdiagnosen, im Vergleich zu 361.000 Brustkrebsdiagnosen) aber allenfalls für eine noch zu definierende Risikogruppe infrage.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Ausgabe 01/2024

Onconnect: Aktuelles aus der Hämato-Onkologie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Janssen-Cilag GmbH, Neuss
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Weg von der Zigarette

Rauchstopp nach Krebsdiagnose: Je früher, desto besser

„ÄrzteTag“-Podcast

Kommt die neue GOÄ noch, Dr. Klinger?

Wochenkolumne aus Berlin

Die Glaskuppel: Das große Schweigen im politischen Berlin

Lesetipps
Mann bei der Wahl

© Christian Schwier / stock.adobe.com

Ampel vor dem Aus?

Koalitionskrise wirft dunkle Schatten auf Lauterbachs Reformpläne

Briefwahlunterlagen für die Sozialwahl

© Hirnschal/osnapix/picture alliance

Leitartikel zur Zukunft der Sozialen Selbstverwaltung

Sozialwahlen: Rette, wer kann!