Probleme beim Umstellen von Opioiden

FRANKFURT AM MAIN (hae). Für moderne Opioidpräparate gilt: Das Umstellen der Verordnung von Originalpräparaten auf Generika oder auf retardiertes Morphin aus wirtschaftlichen Gründen senkt die Therapiekosten nur minimal. Schmerzfreiheit und Lebensqualität der Patienten werden dadurch jedoch immens beeinträchtigt.

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Dass es weder besonders wirtschaftlich, noch medizinisch sinnvoll ist, bei Opioiden auf Generika umzustellen, hat eine von der Deutschen Schmerzliga und der Deutschen Gesellschaft für Schmerztherapie initiierte Untersuchung mit 424 Patienten ergeben. Vorgestellt hat die Studie Privatdozent Michael Überall aus Nürnberg beim Deutschen Schmerz- und Palliativtag in Frankfurt.

Die Schmerzpatienten waren durchschnittlich 70 Jahre alt. Sie waren im Mittel seit mehr als zwei Jahren erkrankt und stabil auf moderne Retardopioide der WHO-Stufe III wie Oxycodon, die Fixkombination Oxycodon/Naloxon (Targin®) oder Fentanyl eingestellt. Sie wurden zwischen Frühjahr und Herbst 2007 zur Umstellung auf ein Generikum oder auf retardiertes Morphin im Rahmen von Wirtschaftlichkeitsprüfungen befragt.

Pro gespartem Euro nahmen Schmerzen um 2,3 Punkte zu.

Mit einem Fragebogen wurde erfasst, wie ihre Schmerzmedikation umgestellt wurde und ob eventuell auftretende Verschlechterungen des Befindens signifikant und klinisch relevant waren. Zusätzlich wurden die erzielten Einsparungen berechnet sowie die Effizienz des Austausches bewertet.

Schon allein wie bei der Umstellung vorgegangen wurde sei äußerst kontraproduktiv gewesen, bemerkte Überall. Über 50 Prozent der Patienten erhielten keine Information vom Arzt oder Apotheker, und nur 12 Prozent wurden auf Nachfragen vom Apotheker aufgeklärt. Bei 94 Prozent wurde das Präparat von heute auf morgen gewechselt. Nur 6 Prozent der Patienten hatten mehr Zeit für die Umstellung. Dabei hält Überall gerade mehr Zeit für eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Umstellung von Schmerzpatienten. Der Wechsel des Stufe-III-Opioids führte bei 76 Prozent der Patienten zu einer statistisch signifikant und klinisch relevant erhöhten Schmerzintensität.

So verstärkten sich Schmerzen bei 36 Prozent um einen, bei 29 Prozent um zwei und bei 14 Prozent um mindestens drei Punkte auf einer numerischen Rangskala von 0 bis 10 (NRS-11). Die Einsparung an Tagestherapiekosten betrug im Mittel 0,96 Euro, wobei pro eingespartem Euro die mittlere Schmerzintensität um 2,3 Punkte zunahm. Für Überall beweist diese pharmakoökonomisch ineffiziente Maßnahme: "Billiger und besser zugleich geht nicht."

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