Protease-Hemmer gegen HIV erleben eine Renaissance

WIEN (wst). Protease-Hemmer erleben in der Erstlinien-Therapie von HIV-Patienten offenbar eine Renaissance. Und bei Patienten mit multiresistenten Viren bieten mit zwei geboosterten Protease-Hemmern verstärkte Therapiekombinationen eine sehr wirksame Option.

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Mehrere Gründe sprechen dafür, Protease-Hemmer (PI), die inzwischen fast ausschließlich geboostert - also zur Wirkverstärkung kombiniert mit niedrig dosiertem Ritonavir - angewendet werden, wieder verstärkt schon für die Erstbehandlung von Patienten heranzuziehen. Darauf hat Professor Schlomo Staszewski aus Frankfurt am Main hingewiesen. Wie er bei einem Symposium des Unternehmens Hoffmann-La Roche beim Aids-Kongreß in Wien berichtete, ist bei neu diagnostizierten Patienten vor der Erstbehandlung selten mit PI-Resistenz zu rechnen.

Des weiteren spricht für die frühe Applikation geboosterter PI, daß sich dagegen während der Therapie nach den bisherigen Erfahrungen nur sehr schwer Resistenzen entwickeln können. Neue PI und innovative Formulierungen etablierter PI haben zudem unerwünschte Wirkungen reduziert oder die Wirksamkeit und den Einnahmekomfort verbessert.

So ist etwa das seit zehn Jahren erprobte Saquinavir seit kurzem auch in Deutschland in einer 500-mg-Formulierung als Invirase® 500 mg verfügbar (wir berichteten). Waren zuvor zehn Tabletten erforderlich, sind es jetzt nur noch vier Tabletten, um die empfohlene Tagesdosis von 2000 mg einzunehmen. Das bessere Verständnis der Pharmakointeraktionen half, PI-assoziierte unerwünschte Wirkungen zudem zu vermindern.

Als besonders effiziente Option, um Resistenzen zu durchbrechen, habe sich die Einbeziehung von zwei mit Ritonavir geboosterten und sich synergistisch verstärkenden Protease-Hemmern in eine hochaktive antiretrovirale Kombinationstherapie erwiesen, so Staszewski. Für eine solche Doppel-PI-Strategie bietet sich das recht gut verträgliche und interaktionsarme Saquinavir als geeigneter Partner von Lopinavir, Atazanavir oder Fosamprenavir an.

Als aktuelle Indikationen für die Anwendung von zwei geboosterten Protease-Hemmern nannte der Frankfurter Aids-Experte: Patienten in einer totalen oder partiellen Resistenzsituation gegen Nukleosidanaloga und nichtnukleosidische Reverse Transkriptase-Hemmer, Patienten, die diese Reverse-Transkriptase-Hemmer nicht (mehr) vertragen, eine partielle PI-Resistenz sowie die Bereitstellung eines optimierten Therapiehintergrundes für neuartige Substanzen, etwa den Fusionshemmer Enfuvirtid (Fuzeon®).

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