Qualitätsmanagement soll Versorgung Depressiver verbessern

BERLIN (ene). In Deutschland haben etwa vier Millionen Menschen Depressionen. Davon gehen 60 bis 70 Prozent mit ihren Symptomen zum Hausarzt, wobei etwa die Hälfte als depressiv erkannt wird. Nur sieben Prozent der diagnostizierten Patienten werden ausreichend therapiert. Nach drei Monaten machen noch 2,5 bis 4 Prozent der Depressiven die Therapie mit.

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Das sind erste Zwischenergebnisse einer Studie des Kompetenznetzes Depression. Umfassendes ambulantes Qualitätsmanagement könnte die Versorgung der Patienten verbessern. Die Studie läuft seit Januar 2000 und wird im Mai 2004 abgeschlossen sein.

Es nehmen zur Zeit 66 Ärzte (43 Haus- und 23 Nervenärzte) in den Projektzentren Freiburg, Düsseldorf und München teil. Ziel des Projektes ist die Entwicklung eines Qualitätsmanagements für Haus- und Nervenärzte und eine Verbesserung der Kooperation zwischen den Versorgungsebenen. Privatdozent Martin Härter, der das Projekt in der südbadischen Region begleitet, hat in Berlin bei einem Symposium des Unternehmens Dr. Willmar Schwabe erste Ergebnisse der Untersuchung vorgestellt.

Bei Weiterbildungsmaßnahmen wurden versorgungsrelevante Aspekte anhand von Beispielen analysiert und leitlinienorientiertes Vorgehen trainiert. Besonderen Zuspruch bei den Hausärzten fand die "Tischversion" zur Diagnostik depressiver Störungen. Hier waren wesentliche Haupt- und Zusatzsymptome depressiver Erkrankungen mit Hinweisen auf deren Bewertung aufgelistet.

90 Prozent der Hausärzte beurteilten die Maßnahmen des verbesserten Qualitätsmanagements als äußerst hilfreich. 74 Prozent stellten eine Erweiterung ihrer diagnostischen Kompetenz fest. 63 Prozent wurden sicherer im Umgang mit den Patienten. Weniger positiv wurde die Kooperation zwischen Haus- und Nervenärzten bewertet. Nur 31 Prozent der Hausärzte stellten eine Verbesserung der Vernetzung fest.

Das Erkennen von Depressionen wurde bei den geschulten Ärzten signifikant verbessert. Bei Patienten dieser Ärzte konnte nach acht Wochen Behandlungsdauer im Gegensatz zur Kontrollgruppe eine deutlich stärkere Symptomlinderung festgestellt werden. Härter zeigte sich zufrieden mit den bisherigen Ergebnissen: "Durch die Einführung von Versorgungsleitlinien und Fortbildungsmaßnahmen konnten wir deutliche Fortschritte in Bezug auf Erkennensrate, diagnostische Maßnahmen, adäquate Pharmakotherapie und den Behandlungserfolg feststellen."

Die derzeit gültigen Versorgungsleitlinien für depressive Störungen in der ambulanten Praxis können angefordert werden bei: PD Martin Härter, Abt. für Psychiatrie und Psychotherapie, Klinikum der Albert-Ludwigs-Universität, Hauptstr. 5, 79104 Freiburg, Tel.: 07 61 / 2 70 69 00, E-Mail: martin_haerter@psyallg.ukl.uni-freiburg.de

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