Schädelöffnung hilft nach Schlaganfall

HEIDELBERG (dpa). Schlaganfallpatienten profitieren von der Öffnung des Schädels, um das Hirn vom Druck im Inneren zu entlasten. Nach einem Infarkt durch Verschluss der Arteria cerebri media sollte die Schädeldecke innerhalb von 48 Stunden vorübergehend halbseitig entfernt werden, berichten Ärzte um Professor Werner Hacke, Direktor der Neurologischen Universitätsklinik Heidelberg.

Veröffentlicht:

Die Analyse dreier klinischer Studien zur Hemikraniektomie hat ergeben, dass sich die Überlebenschancen der so operierten Patienten mit Media-Infarkt durch den Eingriff fast verdreifachen lassen (Lancet Neurology 6/3, 2007, 215). Erstmals ist damit wissenschaftlich belegt, dass die Hemikraniektomie Leben retten und vor schweren Behinderungen bewahren kann, sagt Hacke.

Patienten mit sehr großen Schlaganfällen haben eine sehr schlechte Prognose: Der Verschluss der mittleren Hirnarterie führe bei nahezu 80 Prozent der Patienten zum Tod - trotz intensivmedizinischer Behandlung, so die Universitätsklinik Heidelberg. Im Bereich des abgestorbenen Hirngewebes und seiner Umgebung entwickelt sich ein Ödem, der Hirndruck steigt massiv.

Bei dem Eingriff kann es jedoch zu bleibenden, schweren Behinderungen kommen, vor allem wenn jene Gehirnhälfte betroffen ist, in der sich das Sprachvermögen findet. Deshalb wird die Hemikraniektomie nur in manchen Zentren als Standardmethode praktiziert, in anderen allenfalls bei sehr jungen Menschen mit Schlaganfall in der nicht-dominanten Hirnhälfte.

Für die Analyse wurden die Daten von 95 Patienten mit einem Media-Infarkt aus den drei klinischen Studien DECIMAL, DESTINY und HAMLET ausgewertet. Nach der Hemikraniektomie wurde eine Überlebensrate von 78 Prozent erzielt im Vergleich zu nur 29 Prozent nach intensivmedizinischer Standardbehandlung.

Mehr zum Thema

Registerstudie aus der Schweiz

Schlaganfallrisiko nach TAVI bis zu zwei Jahre erhöht

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview zum 128. Deutschen Ärztetag

StäKo-Vorsitzender Herrmann: „Unsere Weiterbildungen sind überladen“

Lesetipps
Dr. Sonja Mathes sprach sich bei der Hauptversammlung des Marburger Bundes dafür aus, die Kolleginnen und Kollegen dabei zu unterstützen, die bald obligatorische Zeiterfassung für Ärzte an Unikliniken konsequent einzufordern.

© Rolf Schulten für die Ärzte Zeitung

143. Hauptversammlung des Marburger Bundes

MB-Delegierte: Elektronische Zeiterfassung an Unikliniken muss durchgesetzt werden

Dr. Andreas Botzlar, 2. Vorsitzender des Marburger Bundes

© Porträt: Rolf Schulten | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

Podcast „ÄrzteTag vor Ort“

Klinikärzte in der Primärversorgung – kann das gehen, Herr Dr. Botzlar?