Menopause

Schlussstrich beim präventiven Hormonersatz?

Die postmenopausale Hormonersatztherapie (HRT) taugt nicht zur Prävention chronischer Krankheiten. Das bestätigen nun auch die Langzeit-Ergebnisse der "Women's Health Initiative" (WHI).

Von Robert Blublak Veröffentlicht:
Hormonersatz zur kardiovaskulären Prävention - schadet die Langzeittherapie Frauen mehr als sie nutzt?

Hormonersatz zur kardiovaskulären Prävention - schadet die Langzeittherapie Frauen mehr als sie nutzt?

© carlosseller / fotolia.com

BOSTON. Manche Studien sind wahre Wundertüten: Immer wenn man denkt, nun sei der Ergebnisvorrat aber wirklich erschöpft, fischt irgendjemand eine neue Erkenntnis aus dem Datenpool.

Eine solche Wundertüte ist die WHI-Studie zur postmenopausale Hormonersatztherapie (HRT). 2002 wurden die ersten Resultate publiziert. Damals war in der Behandlungsgruppe die Intervention mit Östrogen-Progestin (ÖPA) aufgrund überschießender Brustkrebszahlen gestoppt worden.

Die Zahl der HRT-Rezepte sank in Folge allein in den USA binnen zweieinhalb Jahren um 46 Prozent. Und es stieg die Zahl der Studien und Auswertungen der WHI-Daten.

So gibt es in der PubMed-Datenbank unter den Stichworten "Women's Health Initiative" und "hormone" derzeit knapp 1100 Treffer.

Brustkrebsrisiko steigt um 30 Prozent

Nun liegt die Auswertung des Follow-up bis September 2010 vor, was einer medianen Nachbeobachtungszeit von 13 Jahren entspricht (JAMA 2013;310: 1353).

Bezüglich der primären Endpunkte der WHI-Studie - koronare Herzkrankheit und invasiver Brustkrebs - werden die Ergebnisse der Interventions- und Postinterventionsphase durch die Langzeitresultate bei einer Irrtumswahrscheinlichkeit von fünf Prozent oder weniger im Wesentlichen bestätigt: Das KHK-Risiko bleibt unbeeinflusst, das Brustkrebsrisiko steigt im ÖPA um rund 30 Prozent.

Und in der Gruppe der Frauen, denen die Gebärmutter entfernt worden war und die deshalb nur Östrogene erhalten hatten, sinkt das Brustkrebsrisiko um rund 20 Prozent.

Hinsichtlich der sekundären Endpunkte ergibt sich nach 13 Jahren im ÖPA folgendes Bild gegenüber den Placebogruppen: Das Thromboserisiko steigt (+24 Prozent), das Risiko für Lungenembolien auch (+26 Prozent); das Risiko für Endometriumkrebs sinkt (-33 Prozent); kardiovaskuläre Ereignisse nehmen zu (+8 Prozent); und Hüftfrakturen treten seltener auf (-19 Prozent). Im Östrogenarm sind hier keine signifikanten Resultate festzustellen.

Kurzfristiger Hormonersatz könnte sinnvoll sein

"Die Studie zum 13-jährigen Follow-up bestätigt die ursprünglichen WHI-Ergebnisse, wobei sie zeigt, dass die meisten Risiko- und Nutzeneffekte nach Ende der Intervention verblassen", kommentiert Elizabeth Nabel von der Harvard Medical School in Boston die Resultate der WHI-Forscher.

Während sich die Wirkungen im ÖPA noch deutlich bemerkbar machten, stelle sich die Situation im Östrogenarm ausgewogener dar. Nach wie vor spreche nichts für den Langzeitersatz von Hormonen, um chronischen Krankheiten vorzubeugen.

Allenfalls der kurzzeitige Einsatz könne sinnvoll sein, wenn es etwa darum gehe, vasomotorischer Instabilität zu begegnen.

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