Schmerzgespräch bringt bei alten Menschen mehr als ein Fragebogen

LEIPZIG (mar). Zur Diagnose akuter und chronischer Schmerzen bei alten Menschen ist ein strukturiertes Schmerzinterview besser geeignet als die bei Jüngeren üblicherweise genutzten schriftlichen Schmerzfragebögen.

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Statt der visuellen oder numerischen Schmerzskalen wird zudem die verbale Rating-Skala - von "kein Schmerz" bis "extrem stark" - empfohlen. Daran hat Professor Heinz-Dieter Basler aus Marburg beim Deutschen Schmerzkongreß in Leipzig erinnert. Die Verwendung von Schmerzfragebögen ist wegen der in dieser Altersgruppe meist vorliegenden kognitiven und sensorischen Beeinträchtigungen (etwa beim Sehen) problematisch.

Vorteil des strukturierten Schmerzinterviews ist, daß nicht nur nach spezifischen, für die Schmerzanamnese wichtigen Parametern gefragt wird, sondern damit auch die kognitiven Fähigkeiten beurteilt werden können. So sei es mit diesem Schmerzinterview auch bei Patienten mit mittelschwerer kognitiver Beeinträchtigung noch möglich, eine valide Schmerzdiagnose zu stellen, so Basler.

Bei starker kognitiver Beeinträchtigung läßt sich oft schwer beurteilen, ob die Patienten Schmerzen haben und wie stark diese sind. Hier müßten die Angehörigen oder das Pflegepersonal befragt und das Verhalten, das Rückschlüsse auf Schmerzen zuläßt, beurteilt werden. So könnten zum Beispiel Atmung, Gesichtsausdruck oder Körpersprache der Betroffenen Hinweise auf Schmerzen liefern.

Generell sollten alte Menschen von den Kollegen immer gefragt werden, ob sie Schmerzen haben, rät Basler. Denn viele Ältere halten ihre Schmerzen für altersbedingt und daher für normal. Sie reden daher von sich aus nicht darüber.

Wichtiges Ziel der Schmerztherapie bei alten Patienten ist, die durch die Schmerzen bedrohte körperliche und geistige Funktionsfähigkeit und damit auch die Selbständigkeit und soziale Kompetenz zu erhalten.

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