Schmerzlinderung mit Nitro kein KHK-Beweis

BALTIMORE (ob). Ein Patient, der mit Brustschmerz in die Notaufnahme kommt, verspürt nach Zerbeißen einer Nitroglycerin-Kapsel rasche Besserung. Ein klarer Hinweis auf eine KHK als Ursache, werden viele denken. Falsch gedacht, entgegnen US-Forscher. Nach ihrer Analyse bietet das Ansprechen auf Nitroglycerin keine diagnostische Hilfe beim KHK-Nachweis.

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Daß rasche Schmerzlinderung nach Gabe von Nitroglycerin bei Patienten mit Thoraxschmerz auf eine KHK-bedingte Myokardischämie schließen läßt, ist eine zwar plausibel klingende, jedoch noch unbewiesene Annahme. Ein Ärzte-Team am Johns Hopkins Bayview Medical Center in Baltimore im US-Staat Maryland hat deshalb diese Hypothese in einer Studie überprüft (Ann Intern Med. 139, 2003 979).

Insgesamt 459 Patienten, die mit unklaren Brustschmerzen in die Notaufnahme der Klinik kamen, sind in der Studie vier Monate lang nachbeobachtet worden. Alle erhielten noch in der Notaufnahme unter anderem Nitroglycerin (als Spray oder Kapsel). Als positives Ansprechen auf diese Behandlung wurde eine Abnahme der Schmerzintensität um mehr als 50 Prozent binnen fünf Minuten nach Nitro-Gabe gewertet.

Insgesamt gaben 39 Prozent aller Patienten eine entsprechende Linderung ihrer Thoraxschmerzen an. Für die Unterscheidung zwischen Patienten mit und ohne KHK erwies sich dieser Effekt allerdings als wenig hilfreich. So verspürten in der Subgruppe derjenigen Patienten, bei denen in der Folge per Enzym-Marker, Koronarangiographie oder Belastungs-EKG eine KHK als wahrscheinliche Ursache dingfest gemacht wurde, 35 Prozent (41 von 141) eine deutliche Schmerzlinderung.

In der Subgruppe, in der sich keine Anhaltspunkte für eine KHK fanden, sprachen sogar 41 Prozent (113 von 275) aller Patienten auf die Nitro-Gabe an. Die viermonatige Nachbeobachtung ergab keinen Unterschied in klinischen Verlauf zwischen den Gruppen mit und ohne Ansprechen auf die Nitro-Behandlung.

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