Schnelltest für zu Hause hilft, Herzinfarkt-Risiko zu ermitteln

MÜNSTER (grue). Sechs Parameter reichen aus, um ein hohes Herzinfarkt-Risiko mit 90prozentiger Sicherheit zu erkennen. Das Institut für Arterioskleroseforschung in Münster hat auf dieser Basis einen nicht-invasiven Schnelltest für den Hausgebrauch entwickelt.

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Wer sein Risiko schätzen möchte, notiert sein Alter und macht Angaben zu Diabetes mellitus, Bluthochdruck und Zigarettenkonsum. Außerdem werden der Body-Mass-Index aus Körpergewicht und Größe benötigt und Angaben zu frühen Herzinfarkten in der Verwandtschaft.

Aus all dem errechnet sich getrennt für Männer und Frauen ein Punktwert, der das Herzinfarktrisiko in den nächsten zehn Jahren grob anzeigt: Entweder liegt es unter zehn Prozent, dann sind keine weiteren Maßnahmen nötig, oder es liegt darüber, dann sollte sich ein Arztbesuch mit Laboruntersuchung anschließen.

Den Test soll es demnächst in Apotheken, Arztpraxen, bei der Deutschen BKK und dem Unternehmen ratiopharm geben. Er eignet sich nach Angaben von Professor Gerd Assmann aus Münster zur Vorauswahl von herzinfarktgefährdeten Patienten, denn ein allgemeines Screening mit Blutzucker- und Blutfettbestimmung sei weder praktikabel noch bezahlbar.

Grundlage für den Test bildet die PROCAM-Studie, wie Assmann auf einer Veranstaltung des Unternehmens in Münster berichtet hat. In diese epidemiologische Untersuchung sind über Jahrzehnte Daten von über 40 000 Männern und Frauen eingeflossen.

"Die PROCAM-Auswertung zeigt, daß etwa ein Fünftel aller Männer im Alter zwischen 35 und 65 Jahren ein Zehnjahres-Risiko für Herzinfarkt von zehn Prozent und darüber haben", so Assmann. Der Schnelltest identifiziere diese Gruppe, darunter auch neun von zehn Männern mit hohem Herzinfarkt-Risiko von mehr als 20 Prozent in zehn Jahren. Bei Frauen verhalte es sich ähnlich, wobei aber nur jede zehnte den Arzt aufsuchen müßte.

"Der Test spart Kosten im Gesundheitswesen und ist effizient", so Assmann. Wer infarktgefährdet sei, müsse seinen Lebensstil überdenken. Ein Teil der Risikopatienten brauche aber auch präventiv wirkende Medikamente, vor allem Statine zur Senkung des LDL-Cholesterins.

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