Schwangerschaft bedroht das Herz

Werdende Mütter haben offenbar ein erhöhtes Risiko für einen Herzinfarkt - selbst wenn sie gesund sind. Für Ärzte heißt das: Einige Leitlinien-Empfehlungen könnten sogar gefährlich sein.

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Auch auf das Herz achten bei Schwangeren.

Auch auf das Herz achten bei Schwangeren.

© auremar / fotolia.com

CHICAGO (ob). Herzinfarkte treten bei Frauen im gebärfähigen Alter extrem selten auf. Im Falle einer Schwangerschaft steigt allerdings das Risiko. Und Herzinfarkte verlaufen bei Schwangeren häufig schwer. Für die Therapie gelten wegen der besonderen Pathophysiologie eigene Regeln.

Im Schnitt erleidet nur eine von etwa 16.000 bis 20.000 Frauen während einer Schwangerschaft oder kurz nach der Geburt einen akuten Myokardinfarkt, berichtete Professor Uri Elkayam aus Los Angeles bei ACC-Kongress in Chicago.

Obwohl insgesamt sehr niedrig, sei das Infarktrisiko damit drei- bis viermal höher als bei Nicht-Schwangeren der gleichen Altersgruppe.

Elkayam präsentierte in Chicago eine Analyse von 150 in der Zeit nach 2005 aufgetretenen Fällen. In einer vorangegangenen Erhebung waren bereits 228 in der Zeit vor 2005 registrierte Fälle erfasst worden.

Hormonveränderungen sind wohl entscheidend

Herzinfarkte in der Schwangerschaft nehmen oft einen schweren und komplikationsreichen Verlauf. Die Mortalitätsrate ist mit 7 Prozent deutlich höher als bei nicht schwangeren Infarktpatientinnen gleichen Alters. Die gute Nachricht: Vor 2005 war die Mortalität mit 16 Prozent noch mehr als doppelt so hoch.

Atherosklerotische Gefäßveränderungen sind nur bei einer Minderheit der Schwangeren die Grundlage der Infarktentwicklung. Meist fehlen die einschlägigen Risikofaktoren wie Hypertonie, Diabetes oder Dyslipidämie.

Von größerer Bedeutung sei, dass unter dem Einfluss von Hormonveränderungen in der Schwangerschaft die Festigkeit der Gefäßwand in den Koronararterien abnehme, so Elkayam.

Das wiederum begünstige koronare Dissektionen, also die Ablösung der inneren Gefäßwandschichten mit konsekutiver Thrombosierung.

Angesichts dieser Pathomechanismen seien einige der in Leitlinien empfohlenen Therapiemaßnahmen eher gefährlich als hilfreich, warnte Elkayam.

Eine Lyse-Therapie etwa könne die Situation eher verschlimmern als verbessern und sei "keine gute Idee".

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