Silikonöl-haltiges Präparat erstickt Kopfläuse und Nissen

FRANKFURT/MAIN (hbr). Zur Therapie von Patienten mit Kopfläusen gibt es eine neue Option: ein Präparat mit physikalischem Wirkprinzip. Das Mittel wirkt signifikant stärker gegen Kopfläuse als das herkömmliche Insektizid Permethrin. Resistenzen sind nicht zu befürchten.

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Eine Vergleichsstudie mit dem neuen Dimeticone-haltigen Präparat (identisch mit Nyda® L) und 1-prozentiger Permethrin-Lösung hat ergeben: Mit Dimeticone hatten 95 Prozent der Kauflaus-befallenen Kinder schon am zweiten Tag keine lebensfähigen Läuse mehr. Die Erfolgsrate stieg bis zum neunten Tag auf 97 Prozent. Mit Permethrin dagegen betrug sie nur 68 Prozent, obwohl in der Studienpopulation noch keine Resistenzen gegen den Wirkstoff bestanden.

Das hat Professor Jörg Heukelbach von der Uni Ceara in Brasilien berichtet. Der Juckreiz ging in beiden Gruppen ähnlich stark zurück. Darüber hinaus bewerteten die Kinder die kosmetischen Eigenschaften - etwa Geruch, Gefühl auf der Haut oder Kämmbarkeit der Haare - des neuen Präparates als signifikant besser.

Bei den herkömmlichen Insektizid-haltigen Läusemitteln ist das Risiko für Resistenzen hoch, sagte Heukelbach bei einer Veranstaltung von Pohl-Boskamp in Frankfurt am Main. So sind in Dänemark zwei Drittel der Kopfläuse mittlerweile unempfindlich gegen Permethrin. Mit Dimeticone seien jedoch nach Angaben von Heukelbach keine Resistenzen zu befürchten.

Nyda® L basiert auf Silikonölen (92 Prozent Dimeticone) und wirkt rein physikalisch: Es verklebt die Atemröhren irreversibel: Erwachsene Läuse, Larven und Nissen ersticken. Permethrin dagegen schädigt die Nerven der Insekten und tötet so die Läuse. An der Vergleichsstudie nahmen Kinder zwischen fünf und 15 Jahren teil, die besonders stark von Kopfläusen befallenen waren. Jedes Kind hatte 100 bis 200 Läuse. Am ersten und am achten Tag wurde entweder das Dimeticone-haltige Präparat oder 1-prozentige Permethrin-Lösung aufgetragen.

Mehr Informationen: www.rki.de - Suche mit Kopfläuse



STICHWORT

Kopflausbefall

Die Kopflaus (Pediculus humanus capitis) saugt mehrmals täglich Blut. Die Weibchen leben etwa 30 Tage und legen in dieser Zeit ungefähr 150 Eier (Nissen), die sie nahe der Kopfhaut einzeln am Haarschaft festkleben. Bevorzugt halten sie sich an den Schläfen, hinter den Ohren und am Haaransatz des Nackens auf. Zu den Symptomen gehören stark juckende Papeln. Das Jucken ist eine immunologische Reaktion auf Proteine im Speichel der Laus. Wenn sich die Patienten kratzen, können Ekzeme und bakterielle Superinfektionen hinzukommen. Oft sind auch die regionalen Lymphknoten geschwollen. (hbr)

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