Spezial-Brille verhindert Bewegungsstarre

BERLIN (gvg). Sprechen, Schlucken, Gehen - bei Patienten mit Morbus Parkinson sind viele Funktionen gestört, die Gesunde für selbstverständlich halten. Dagegen helfen nicht nur Medikamente, sondern auch ein logopädisches Training und eine Spezial-Brille.

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"Selbst modernste Therapieverfahren wie die tiefe Hirnstimulation lindern nicht alle Symptome der Parkinson-Erkrankung", sagte Professor Andres Ceballos-Baumann von der Neurologischen Klinik der TU München.

Anders als die Kardinalsymptome Rigor, Tremor und Akinese seien vor allem Beschwerden beim Schlucken und beim Wasserlassen sowie die Fallneigung oft schwer zu kontrollieren.

Auf dem Welt-Parkinson-Kongreß in Berlin sprach sich Ceballos-Baumann deswegen für eine supportive Therapie aus. So helfe ein logopädisches Training, Sprech- und Schluckschwierigkeiten wirksam zu bessern.

Der Therapieeffekt läßt sich sogar objektivieren: In Untersuchungen mittels Positronen-Emissions-Tomographie (PET) konnte gezeigt werden, daß ein logopädisches Training die Hirnaktivität verbessert und zu dauerhaften neuroplastischen Veränderungen führt.

Sehr hilfreich für viele Parkinson-Patienten sei auch das "Schubs-Training", so Ceballos-Baumann. Dabei lernen die Patienten, bei drohendem Sturz Ausfallschritte zu machen. Sie werden dazu unter therapeutischer Aufsicht geschubst.

Besondere Hoffnungen setzt Ceballos-Baumann auf neue Trigger-Instrumente, die Patienten durch stimulierende Reize daran erinnern, weiter zu gehen, wenn die Krankheit sie unbewußt zum Anhalten zwingt ("Freeze-Phänomen").

Eine der neuesten Entwicklungen auf diesem Gebiet ist die Anti-Freezing-Brille, die von der Europäischen Kommission mit dem eHealth-Award in der Kategorie Hilfsmittel ausgezeichnet wurde.

Das Prinzip: Die Brille projiziert horizontale Balken in das Gesichtsfeld der Patienten. Die Balken bewegen sich von oben nach unten. Dieser Reiz wirkt als Trigger und erinnert die Patienten daran, sich zu bewegen.

Die Brille hat einen Trick zum Vorbild, den einige Parkinson-Patienten im Alltag nutzen: Sie legen auf Strecken, die sie häufig gehen, Papierschnipsel aus, die ebenfalls Bewegungen triggern, wenn der Patient sie auf dem Boden liegen sieht.

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