"Spirometrie ist A und O bei COPD-Diagnose"

Bei der Versorgung von Patienten mit chronisch- obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) geht man von einer hohen Dunkelziffer aus, die es abzubauen gilt. Hier sei das Mitwirken der Hausärzte gefragt, sagte der stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Atemwegsliga Professor Carl-Peter Criée aus Anlass des heutigen Welt-COPD-Tages.

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Professor Carl-Peter Criée

Ärzte Zeitung: Herr Professor Criée, warum ist das frühzeitige Erkennen einer COPD so wichtig?

Professor Carl-Peter Criée: Das ist wichtig, um möglichst schnell sekundärpräventiv und therapeutisch eingreifen zu können. Für Raucher, denen man erklärt, dass nun die Schädigung durch das Rauchen anfängt, gesundheitliche Probleme zu machen, ist das eine mögliche Motivation, mit dem Rauchen aufzuhören. Diejenigen, die andere Risikofaktoren haben, die etwa in einer staubreichen Umgebung arbeiten, kann man darauf hinweisen, sich gegen bestimmte Stäube zu schützen. Neben der Prävention weiterer Schäden ist aber auch die rechtzeitige Therapie wichtig - sowohl medikamentös als auch mit begleitenden Maßnahmen. Man sollte die Betroffenen auch auffordern, mehr Sport zu treiben.

Ärzte Zeitung: Gibt es Belege, dass sich all diese Maßnahmen wirklich auf die Prognose auswirken?

Criée: Nicht für jede Maßnahme. Jedenfalls gibt es derzeit keine ausreichenden Belege dafür, dass die medikamentöse Therapie bei COPD, die zweifelsfrei die Symptome lindert, langfristig auch zu einer verbesserten Prognose der Patienten führt. Was aber ganz klar zu einer verbesserten Prognose führt, ist die Einstellung des Rauchens - das ist sicher. Dazu gibt es genügend Studien.

Ärzte Zeitung: Welchen Beitrag können Hausärzte leisten, damit die COPD künftig bei mehr Patienten rechtzeitig diagnostiziert und frühzeitig behandelt werden kann?

Criée: Das ist leider nicht immer möglich, weil die meisten, die zwar eine COPD, aber noch keine starken Beschwerden haben, erst gar nicht zum Arzt kommen. Sobald aber ein Patient kommt, der auch nur einen banalen Infekt oder Husten hat, sollte an das Vorliegen einer COPD gedacht werden. Es gilt darauf zu achten, ob ein Patient Risikofaktoren für eine COPD aufweist, also zum Beispiel Raucher ist oder in einer ungesunden Umgebung arbeitet. Weiterhin sollte man darauf achten, ob die Patienten typische Symptome wie chronischen Husten und Auswurf schildern, und bei entsprechendem Verdacht eine Spirometrie machen. Damit kann man feststellen, ob ein Patient eine COPD hat. Die Spirometrie ist das A und O bei der Diagnostik der COPD - schnell und nicht invasiv. Sie dauert nur fünf Minuten und tut niemandem weh.

Ärzte Zeitung: Welche weiteren Maßnahmen sind indiziert, wenn sich der Verdacht bestätigt?

Criée: Dann geht es erst richtig los. Dann muss zunächst eine Schulung erfolgen, und der betreffende Patient muss zu einem vernünftigen Maß an körperlicher Bewegung angehalten werden. Denn wir wissen heutzutage, dass regelmäßige körperliche Bewegung und Training genauso wichtig sind wie eine medikamentöse Therapie, um die gefürchteten Exazerbationen zu vermeiden. Ab dem Stadium II der Erkrankung sind Rehabilitationsmaßnahmen angezeigt. In so einer vierwöchigen Reha bekommen die Patienten etwa beigebracht, welche Medikamente zur COPD-Therapie es gibt und wie diese wirken. Sie erhalten Angebote für Raucherentwöhnungskurse und Tipps für Sport- und Bewegungsprogramme.

Das Gespräch führte Adela Zatecky

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Professor Carl-Peter Criée

Tätigkeiten: Chefarzt der Abteilung Pneumologie, Beatmungsmedizin / Schlaflabor des Evangelischen Krankenhauses Göttingen-Weende e.V. in Bovenden / Lenglern.

Stellvertretender Vorsitzende der Deutschen Atemwegsliga

Forschungsschwerpunkte: chronisch-obstruktive Lungenkrankheit (COPD), Lungenfunktionsmessung, Beatmungsmedizin, Patientenmanagement

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