Gonarthrose

Spritzen und Arthroskopie bewirken wenig

Injektionen und Gelenkeingriffe bei Gonarthrose? Eine Analyse erbrachte meist negative Resultate.

Veröffentlicht:

GÜTERSLOH. Gelenkspiegelungen mit Lavage beziehungsweise Débridement lindern die Beschwerden von Patienten mit Kniearthrose nur begrenzt. Gleiches gilt für intraartikuläre Injektionen von Hyaluronsäure und Kortikoiden.

Zu diesem Fazit gelangen Wissenschaftler des Harding-Zentrums für Risikokompetenz am Berliner Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in einer Analyse ausgewählter Literatur aus den Jahren 2002 bis 2013.

Die Ergebnisse sind als "Faktencheck Gesundheit" der Bertelsmann-Stiftung. Die Risiken der untersuchten Maßnahmen seien oft unzureichend erforscht, monieren die Forscher.

"Es ist immer wieder erstaunlich, dass die Faktenlage bei häufig eingesetzten Behandlungen recht dünn ist. Doch die Patienten werden selten darüber aufgeklärt", sagte Professor Gerd Gigerenzer, Direktor des Harding-Zentrums.

Erkenntnisse sind nicht neu

Die im Faktencheck niedergelegten Erkenntnisse sind nicht neu. Die Injektion von Kortikoiden etwa wird von Experten ohnehin nicht als Langzeittherapie verstanden, sondern gegen akute Reizzustände eingesetzt. Und den fehlenden Nutzen einer Arthroskopie hatte das IQWiG bereits im vergangenen Herbst attestiert.

Die Literaturbasis, auf die sich die Harding-Forscher im Faktencheck beziehen, ist relativ schmal: zwei Quellenangaben für die Bewertung der Kortikoidinjektionen, fünf zu Hyaluronsäure-Spritzen und drei zur Kniegelenkspiegelung.

Die Leitlinien zur konservativen Behandlung von Gonarthrose der Osteoarthritis Research Society International (OARSI) greifen im Vergleich dazu auf insgesamt 62 Quellen zurück (Osteoarthritis Cartilage. 2014; 22: 363). Intraartikuläre Kortikoidinjektionen werden in den OARSI-Empfehlungen als geeignete Maßnahme eingestuft, sofern sie auf kurzfristige Schmerzbekämpfung zielen.

Hyaluronsäure-Spritzen erhalten von der OARSI den Empfehlungsgrad "unsicher". Gering bis mäßig positive Effekte auf die Schmerzsituation und die Beweglichkeit haben sich zwar in einigen Studien nachweisen lassen. Die Resultate von Metaanalysen sind aber widersprüchlich. (rb)

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Kommentare
Dr. Roland Even 12.08.201416:26 Uhr

Was ist mit der Radio-Synovi-Orthese ? ( RSO )

Als Facharzt für Nuklearmedizin habe ich gerade im Bereich des Kniegelenkes bei Arthose mit Begleitsynovitis sehr gute Erfahrungen mit der Radiosynoviorthese gemacht . Dabei wird den Patienten Ytrrium 90 ins Kniegelenk appliziert. Vorteile: ambulant durchführbar, bei fachgerechter Anwendung eher weniger Infektionsrisiko als bei z.B. Corticoid-Injektionen, nur geringe Strahlenbelastung ausserhalb desd Kniegelenkes, da BETA-Strahler, und - für Patientin nicht unwichtig - reine Kassenleistung ! Aber vielleicht ist Letzteres ja gerade der Grund für die in bestimmten Regionen nur sehr begrenzte Zuweisung solcher Patienten ?

Nach Studien ca. 80 % Besserung der Beschwerdesymptomatik für bis zu 2 Jahre.

Dr. med. Roland Even, Facharzt für Nuklearmedizin

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