MDS

Suche nach erworbenen Genmutationen

Lassen sich Knochenmarkerkrankungen wie MDS künftig besser überwachen und gezielter behandeln?

Veröffentlicht:

GÖTTINGEN. Mit Hilfe neuer Technologien kann die vollständige Erbinformation von Leukämiezellen eines Patienten aufgeschlüsselt werden.

So werden Veränderungen in den Erbanlagen sichtbar, die ein Patient durch seine Krankheit erworben hat und die mit anderen Verfahren bisher nicht festgestellt werden konnten. Bei einigen Erkrankungen sind diese Veränderungen eine wichtige Entscheidungsgrundlage für eine Therapie.

Ob auch Patienten mit myelodysplastischen Syndromen (MDS) von diesen neuen Techniken profitieren können, untersuchen jetzt Professor Detlef Haase, Leiter des Labors für spezielle hämatologische Diagnostik der Klinik für Hämatologie und Medizinische Onkologie der Universitätsmedizin Göttingen (UMG), seine Mitarbeiterin, Dr. Christina Ganster, und Professor Francesc Solé Ristol vom Institut de Recerca contra la Leucèmia Josep Carreras (IJC) in Barcelona, in einem gemeinsamen Projekt.

Es wird eruiert, ob neue Techniken wie die DNA-Sequenzierung der zweiten Generation (Next Generation Sequencing) und die molekulare Karyotypisierung helfen können, um bei MDS-Patienten erworbene Veränderungen der Erbanlagen so früh wie möglich nachzuweisen. Die Deutsche José Carreras Leukämie-Stiftung fördert das Projekt für zwei Jahre mit 200.681 Euro, teilt die UMG mit.

Mit herkömmlichen diagnostischen Methoden wie der Chromosomenanalyse können nur bei etwa 50 Prozent der Patienten mit MDS Veränderungen der Erbinformation in Blutkrebszellen nachgewiesen werden. Die Forscher wollen jetzt in ihrem Projekt herausfinden, ob die zusätzlichen Informationen durch die neuen Technologien dabei helfen werden, eine bessere Prognose über den Verlauf der Erkrankung zu treffen.

Kann Krankheitsverlauf bei MDS-Patienten überwacht werden?

Mittels Next Generation Sequencing und molekularer Karyotypisierung können gleichzeitig Hunderttausende von Stellen in der gesamten Erbinformation der Leukämiezellen mit einem Vielfachen des Auflösungsvermögens herkömmlicher Methoden untersucht werden.

Ist die Prognose über den Verlauf der Erkrankung sicherer, kann auch besser eine geeignete Therapie für den Patienten ausgewählt werden, heißt es in der Mitteilung der Universitätsmedizin Göttingen.

Darüber hinaus wollen die Wissenschaftler überprüfen, wie gut sich die Überwachung des Krankheitsverlaufs bei MDS-Patienten in der Praxis realisieren lässt, was in Zukunft die Möglichkeit eröffnen würde, vorausschauend, schneller und gezielter mit einer Therapieumstellung auf eine Verschlechterung der Erkrankung zu reagieren.

"Zusätzlich zu dem Nutzen der neuen Technologien wollen wir untersuchen, ob man die benötigen Informationen der Krebszellen auch aus Blut aus den Armvenen gewinnen kann.

"Blut aus den Armvenen zu entnehmen ist zwar weniger schmerzhaft, bei vielen MDS-Patienten ist die Anzahl der Blutkrebszellen im Blut aber zu gering, um diese Zellen mittels herkömmlicher Methoden nachzuweisen", wird Ganster aus der Klinik für Hämatologie und Medizinische Onkologie der UMG in der Mitteilung zitiert.

"Wenn wir aus Armvenen-Blut durch gezielte Anreicherung der MDS-Zellen und deren anschließende Untersuchung eine Diagnose erhalten würden, könnten wir mehr Patienten frühzeitig eine zielgerichtete Therapie anbieten. Außerdem könnten wir die Patienten über das Armvenen-Blut wesentlich besser überwachen”, so Professor Haase. (eb)

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