Suchtkranke brauchen Unterstützung bei Interferon-Therapie

MÜNCHEN (sto). Drogenabhängige mit chronischer Hepatitis C können bei stabiler Substitution wirksam mit pegyliertem Interferon alfa plus Ribavirin behandelt werden. Gerade zu Therapiebeginn brauchen sie wegen der unerwünschten Wirkungen allerdings Unterstützung durch die behandelnden Ärzte.

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Drogenabhängige haben durch die Suchterkrankung häufig psychische Probleme wie Müdigkeit oder Depressionen. Das erschwere die Behandlung mit pegyliertem Interferon alfa, sagte Privatdozent Martin Schäfer von den Kliniken Essen-Mitte. Daher sollten außer Hepatologen auch Suchtmediziner und Psychiater die Patienten betreuen.

Bei Patienten mit schweren Depressionen und Suizidalität sei Interferon alfa kontraindiziert, sagte Schäfer bei einer Veranstaltung des Unternehmens Hoffmann-La Roche in München. Denn die antivirale Therapie kann Depressionen verstärken, da diese Symptome ebenso wie Müdigkeit und Schlafstörungen unerwünschte Wirkungen der Präparate sind. Seltene unerwünschte Wirkungen seien zudem Konzentrationsstörungen, delirante oder suizidale Syndrome.

In den ersten drei Monaten der antiviralen Therapie können außerdem grippeartige Symptome auftreten, die oft mit Entzugserscheinungen verwechselt werden, berichtete Schäfer. Deshalb bestehe zu Beginn einer Behandlung ein erhöhtes Rückfallrisiko für Drogen- oder Alkoholmißbrauch.

Gegen die Depressionen empfiehlt Schäfer Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI). Die Antidepressiva könnten auch prophylaktisch vor Beginn der antiviralen Behandlung gegeben werden. Die Wirksamkeit der Prophylaxe in Substitutions-Programmen sei in einer Untersuchung belegt worden, so Schäfer.

Nach Studien hätten infizierte Süchtige unter Substitution sowie Hepatitis-C-Patienten mit psychischen Erkrankungen während der Therapie mit Interferon alfa im Vergleich zu anderen Hepatitis-C-Kranken kein erhöhtes Risiko für Depressionen oder andere psychische Symptome.

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