TNF-alpha-Hemmer helfen offenbar bei Fettleber

MÜNCHEN (wst). Fettlebererkrankungen können nicht nur die Folge eines übermäßigen Alkoholkonsums sein, sondern auch einer allzu üppigen Ernährung. Als Therapie stehen Alkoholkarenz und Gewichtsabnahme an erster Stelle. Derzeit werden außerdem Glitazone und Infliximab für diese Indikation geprüft.

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Abgesehen von der auslösenden Noxe ist die Pathogenese der alkoholischen (ASH) und nicht-alkoholischen Steatohepatitis (NASH) weitgehend gleich. Entsprechend ähneln sich zukünftige Therapie-Optionen. Das hat Professor Herbert Tilg aus Hall in Tirol auf einer von der Falk Foundation und Essex Pharma unterstützten Fortbildungsveranstaltung in München berichtet.

Bei Patienten mit ASH steht der konsequente Verzicht auf Alkohol nach wie vor an erster Stelle. Die Therapie mit Steroiden habe zwar in mehreren Studien eine gewisse Wirksamkeit ergeben, große Metaanalysen jedoch seien jedoch nicht überzeugend gewesen, sagte Tilg. Zudem sind Steroide bei vielen Patienten wegen Begleiterkrankungen kontraindiziert. Außer einer enteralen Ernährung und im Endstadium einer Lebertransplantation könne man ASH-Patienten bisher nicht allzuviel bieten, bedauerte Tilg.

Interessant sind aber Ergebnisse, wonach Mäuse bei einer Fett- und Alkoholmast kein Fett in der Leber akkumulieren, wenn Tumornekrosefaktor alpha (TNF alpha) durch eine Mutation fehlt oder blockiert wird. Daraufhin wurden klinische Pilotstudien mit spezifischen TNF-alpha-Blockern wie Infliximab (Remicade®) begonnen.

Teilnehmer waren Patienten mit fortgeschrittener Fettleber-Erkrankung. Die vorläufigen Resultate waren so vielversprechend, daß das Konzept für Patienten sowohl mit ASH als auch mit komplizierter NASH mittlerweile in größeren Studien untersucht wird, wie der Hepatologe berichtet hat.

Da eine NASH so gut wie immer die Folge von Insulinresistenz und Übergewicht ist, stehen bei dieser Fettleber-Erkrankung Gewichtsabnahme, Ernährungsumstellung und mehr Bewegung im Vordergrund. Zudem kann eine Therapie mit Medikamenten versucht werden, die möglichst gut die Leberzellen schützen, antioxidativ wirken und die Blutfette senken.

Wegen der ätiologischen Verknüpfung mit einem Typ-2-Diabetes und dessen Vorstufen sind auch Antidiabetika wie Glitazone eine mögliche aber bislang noch nicht etablierte Option, betonte Tilg. In einer ersten Studie mit Pioglitazon, die 48 Wochen dauerte, gingen die Zeichen für eine Leberentzündung bei NASH-Patienten deutlich zurück. Inzwischen sind mehrere große internationale Studien zu Glitazonen für diese Indikation angelaufen.



STICHWORT

Nicht-alkoholische Fettleber

Die nicht-alkoholische Fettleber-Erkrankung (NAFL) ist die häufigste Ursache erhöhter Leberwerte. Fast immer ist sie mit Insulinresistenz verknüpft. 20 bis 30 Prozent der erwachsenen Bevölkerung sind daran erkrankt, die meisten allerdings an der benignen Variante einer Fettleber ohne Entzündung. Von einer NASH wiederum sollte nur gesprochen werden, wenn eine nicht-alkoholische Fettleber plus Zeichen einer Leberentzündung vorliegen. Sie kommt bei ein bis drei Prozent der erwachsenen Bevölkerung vor. Wie oft sich aus einer solchen NASH bei fortgesetzt ungesunder Lebensführung eine Leberzirrhose entwickelt, ist nicht bekannt. Schätzungsweise dürfte aber jeder zehnte NASH-Patient zirrhosegefährdet ein.

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