Teilen der Leber löst nicht Problem des Organmangels

Dr. Thomas MeißnerVon Dr. Thomas Meißner Veröffentlicht:

Mit der Split-Lebertransplantation läßt sich die Zahl an Transplantaten erhöhen. Dennoch nehmen selbst große Zentren selten mehr als 20 solcher Eingriffe pro Jahr vor. Denn abgesehen von der operationstechnischen Herausforderung sind die verpflanzten Leberteile nicht einer ganzen Leber gleichwertig.

Entwickelt wurde die Split-Lebertransplantation zunächst für Kinder, hat Professor Wolf-O. Bechstein von der Uniklinik Frankfurt am Main bei einem Symposium in Bad Nauheim gesagt. Denn die Organempfänger sind meist Säuglinge oder Kinder, die etwa wegen angeborener Mißbildungen der extrahepatischen Gallenwege operiert werden müssen. Diese Kinder brauchen sehr kleine Lebern, teilweise von nur einigen hundert Gramm. Aber es gibt nur wenige hirntote Kinder als Spender.

Leber wird ungleich geteilt: Den kleinen Teil erhält ein Kind

    Auch an Organ-Empfänger werden hohe Anforderungen gestellt.
   

Deshalb wird in solchen Fällen die Spenderleber eines Erwachsenen geteilt. Damit die große Restleber noch genutzt werden kann, versucht man zugleich, dafür einen passenden erwachsenen Empfänger zu finden. Das ist nicht einfach. Denn selbst eine große Restleber sei nur noch für Patienten mit einem Körpergewicht von höchstens 70 kg geeignet, sagte Bechstein. Zudem ist die Leberpräparation diffizil und aufwendig: Allein die Teilung des Organs, die meist ex situ vorgenommen wird, dauert etwa 1,5 Stunden. Rechnet man die Transportwege hinzu, verlängere dies die kalte Ischämiezeit des Organs schnell auf zehn Stunden und mehr.

Oft venöse Abflußstörungen bei Teiltransplantationen

Hinzu kommen operationstechnische Probleme, was die Blutversorgung und den Abfluß der Gallenflüssigkeit betrifft. "Die Leberanteile sind wegen der unterschiedlichen Blutversorgung nicht gleichwertig", betonte Bechstein. Man müsse zwangsläufig einen Teil des Organs von der Versorgung abhängen. Zudem komme es bei Teiltransplantationen gehäuft zu venösen Abflußstörungen oder Galle-Abflußstörungen. Ist das Organ relativ zu klein für den Empfängerorganismus, wird es zu stark von portalvenösem Blut durchflossen, was zu Stauungserscheinungen führen kann.

Aus diesen Gründen ist die Transplantation einer Split-Leber mit einem erhöhten Risiko behaftet. Vor allem bei Patienten mit akutem Leberversagen oder bei akuter Dekompensation eines chronischen Leberleidens müsse daher davon abgeraten werden, sagte Bechstein.

Nach Analysen des Europäischen Lebertransplantationsregisters sei die Sterberate für die Empfänger nach einer Teilleber-Transplantation doppelt so hoch wie nach Transplantation der kompletten Leber. Die Teilung einer Leber für zwei Erwachsene bezeichnete Bechstein deshalb als experimentell und problematisch. Derzeit liegt das Fünfjahresüberleben von Patienten, bei denen nach 1999 eine Lebertransplantation vorgenommen wurde, bei knapp 80 Prozent.

Fazit: Split-Lebertransplantationen erhöhen - bei gleicher Spenderzahl - die Zahl der zur Verfügung stehenden Transplantate. Den Mangel an Organen von hirntoten Spendern kann man damit jedoch nicht ausgleichen.

Weitere Infos zu Split-Leber-Transplantation: www.eltr.org



STICHWORT

Split-Lebertransplantation

Split-Lebertransplantation bedeutet: Eine Spenderleber wird für zwei Empfänger geteilt. Der Begriff ist nicht zu verwechseln mit der Transplantation eines verkleinerten Organs (reduced-size-Leber), um es der Körpergröße des Empfängers anzupassen, oder einer Teilleber-Transplantation, bei der es sich sowohl um eine Split-Leber handeln kann als auch um die Lebendspende eines Leberanteiles.

Der ideale Spender ist jünger als 40 bis 50 Jahre, die Intensivbehandlung sollte keine fünf Tage betragen haben, und der Kreislauf des Spenders muß (ohne Katecholamine) hämodynamisch stabil sein. Zudem gibt es Vorgaben bezüglich des Elektro-lythaushaltes sowie der Leberenzyme. Meist wird im Verhältnis 40 : 60 oder 30 : 70 geteilt. Der kleine Teil wird für ein Kind, der große für einen Erwachsenen verwendet. (ner)

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