COVID-Impfungen in Kirchen

Theologe Tück relativiert Kritik an Impfstraße im Wiener Stephansdom

Kathedralen sollten nicht als „verlängerter Arm staatlicher Gesundheitspolitik missbraucht“. Mit der Kritik ist der Wiener Theologe Professor Jan-Heiner Tück selbst in die Kritik geraten.

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In der Barbarakapelle der Stephanskirche werden Erwachsene ab 18 Jahren mit dem Vakzin von Johnson & Johnson geimpft, Jugendliche im Alter von zwölf bis 17 bekommen den Biontech/Pfizer - Impfstoff, den Zweitstich erhalten die Jugendlichen im Austria Center Vienna. Die Impfungen sind kostenlos und ohne Anmeldung von Donnerstag bis Sonntag zwischen 10.00 und 21.00 Uhr möglich. Das Impfzentrum im Wiener Stephansdom wird von den Maltesern in Zusammenarbeit mit den Johannitern betreut

Schon seit Sommer mit „sakraler“ Impfstraße: COVID-19-Impfungen im Wiener Stephansdom.

© Willfried Gredler-Oxenbauer / picturedesk.com / picture alliance

Wien. Der Wiener Theologe Professor Jan-Heiner Tück hat seine Kritik an Impfstraßen in Kirchen teilweise zurückgenommen. Er fordert aber weiter zum Nachdenken über den Wert sakraler Räume auf. In einem an Weihnachten veröffentlichten Gastbeitrag für das österreichische Portal katholisch.at nannte er seine kürzlich geäußerte Warnung vor einer „Profanierung des Sakralen“ überzogen.

„Dennoch bleibt ein leises Unbehagen, weil die Stätte des Heiligen hier für eine Funktion in Anspruch genommen wird, die problemlos auch an anderen Orten hätte erfüllt werden können“, so der Wiener Dogmatik-Professor.

Tück hatte in einem Zeitungsessay von der Kirche ein neues Nachdenken über die Gegenwart Gottes gefordert. Das „Friedenspotenzial des Advents freizulegen“, wäre „heilsamer als die Profanierung des Sakralen voranzutreiben und Impfstraßen in Kathedralen zu errichten, als gäbe es dafür nicht andere Orte“. Dafür sowie für seine Forderung, Kathedralen sollten nicht als „verlängerter Arm staatlicher Gesundheitspolitik missbraucht“ werden, erntete er heftigen Widerspruch.

Nun differenzierte der Theologe, die Impfstraße im Wiener Stephansdom sei „ein Angebot, das zweifellos von vielen dankbar angenommen wird; das überdies wohl auch Menschen in die Kirche bringt, die sonst eher draußen bleiben“. Die Frage nach der Zulässigkeit sei „komplex“, dürfe man doch die Gesundheit des Körpers nicht gegen das Seelenheil ausspielen.

Dabei gelte allerdings auch: „Ist es nicht wohltuend und gut, Räume der Stille und Sammlung zu haben, die einen zu den hektischen Lebenswelten auf Distanz gehen lassen? Anders-Orte des Sakralen, welche die Funktions- und Leistungsimperative der Gesellschaft unterbrechen? Stätten, die zur Begegnung mit dem Unbegreiflichen einladen, der sich selbst begreiflich machen wollte?“

In katholischen Kirchenräumen mache „ein ganzes Ensemble von Zeichen“ die Präsenz des Heiligen bewusst, so Tück. Er verweist etwa auf das Weihwasser beim Übertreten der Schwelle; als Einladung, „der Taufe zu gedenken“. Ähnlich tiefgehende Bedeutung hätten auch Altar, Ambo, Osterkerze und das Ewige Licht, das die verborgene Gegenwart des Allerheiligsten im Tabernakel anzeige. (KNA)

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