Therapie bei Prostata-Karzinom duldet keinen Aufschub

ÖREBRO (mut). "Watchful waiting", also abwarten und kontrollieren, ist heute bei Patienten mit lokal begrenztem Prostata-Krebs tabu: Wenn solche Männer unter 60 Jahre alt sind wird meistens operiert. Und das ist gut so, wie jetzt eine schwedische Studie bestätigt: Denn 15 Jahre nach der Krebs-Diagnose steigt das Risiko, an der Krankheit zu sterben, steil an.

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Ärzte aus Örebro in Schweden liefern mit der Studie erstmals 20-Jahresdaten für das "watchful waiting" bei Männern mit Prostata-Krebs. Die Ärzte nahmen 223 Männer, bei denen zwischen 1977 und 1984 Krebsstadien bis maximal T2 diagnostiziert wurden, in die Studie auf. Die Patienten wurden bis zu ihrem Tod oder bis heute beobachtet. Sie wurden nur behandelt, wenn die Tumoren die Prostata-Kapsel durchbrachen (Stadium T3) oder metastasierten.

In der Beobachtungszeit von jetzt über 20 Jahren kam es bei 40 Prozent der Patienten zu einer Tumorprogression (T3 und mehr), bei 17 Prozent kam es zu einer Tumorprogression plus Metastasen. Insgesamt starben in 20 Jahren 203 der Patienten. Bei 17 Prozent war Prostatakrebs die Todesursache (JAMA 291, 2004, 2713).

Bezogen auf die ersten 15 Jahre bestätigte die Studie die niedrige Inzidenz von aggressiven Tumoren, wie sie bereits aus anderen Studien bekannt ist: So lag die Rate von metastasierendem Prostatakrebs in den ersten fünf Jahren nach Diagnose bei jährlich zwei Prozent, in den zweiten fünf Jahren bei 1,5 Prozent und zwischen zehn und 15 Jahren bei 1,6 Prozent.

Über 15 Jahre nach der Diagnose stieg die Rate jedoch auf jährlich 4,1 Prozent an. Entsprechend starben innerhalb der ersten 15 Jahre nach Diagnose jährlich 1,5 Prozent der Patienten an Prostatakrebs, danach stieg diese Rate jedoch auf knapp das Dreifache (jährlich 4,4 Prozent).

Die bisherige Praxis, Männer unter 60 Jahren auch bei frühen Prostata-Krebsstadien zu behandeln, wird also bestätigt, so die Autoren.

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