Therapie gegen MS noch nach zehn Jahren effektiv

MÜNCHEN (wst). Patienten mit schubförmiger Multipler Sklerose (MS) profitieren langfristig von einer Therapie mit Glatirameracetat. Bei einer über zehn Jahre fortgesetzten Behandlung sind nach dieser Zeit immer noch neun von zehn Patienten in der Lage, selbstständig und ohne Gehhilfe zu gehen.

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Das belegen die Daten der unbefristeten offenen Verlängerungs-Phase der Zulassungsstudie für Glatirameracetat (Copaxone®), die inzwischen bis zu zwölf Therapiejahre umfasst. Für das Langzeit-Follow-up wurden insgesamt 232 Patienten berücksichtigt, die in den letzten zwei Jahren vor Therapiebeginn durchschnittlich etwa 1,2 MS-Schübe pro Jahr hatten, hat Professor Judith Haas bei einer Veranstaltung von Sanofi-Aventis und TEVA in München berichtet.

Diese Schubrate war im ersten Therapiejahr mit Glatirameracetat in etwa halbiert. Bei den Studienteilnehmern, die die Therapie zehn Jahre regelrecht fortgeführt hatten, war im zehnten Therapiejahr - im Vergleich mit den zwei Jahren vor Therapiebeginn - die mittlere Schubrate um 80 Prozent reduziert.

Für die Patienten entscheidender als die Beeinflussung der Schubrate sei jedoch der Effekt auf die Progression der neurologischen Behinderungen, betonte Haas vom Jüdischen Krankenhaus Berlin. Beurteilt anhand der von 0 bis 10 Punkte reichenden EDS-Skala waren bei zehnjähriger Behandlung mit Glatirameracetat etwa 60 Prozent der Patienten stabil geblieben, oder es hatten sich ihre Behinderungen sogar reduziert. Neun von zehn Patienten konnten nach wie vor ohne Gehhilfe und selbstständig gehen.

Wie bereits berichtet, hat sich Glatirameracetat in drei direkten Vergleichsstudien zur Behandlung bei schubförmiger MS den Beta-Interferonen als ebenbürtig erwiesen. Da Glatirameracetat und die Beta-Interferone ihren Nutzen über unterschiedliche Wirkmechanismen erreichen, liege die Frage nahe, ob durch eine Kombination beider Therapieprinzipien ein gesteigerter Nutzen zu erwarten sei, so Professor Ralf Gold vom Institut für Multiple Sklerose Forschung der Universität Göttingen. Hier lägen jedoch tierexperimentelle Befunde vor, nach denen eine solche Kombination sogar deutlich weniger positive Effekte habe als jede Komponente für sich.

STICHWORT

Die Skala EDSS

Die Skala EDSS (Expanded Disability Status Score) informiert über den Grad der Behinderung eines MS-Patienten. Sie reicht von 0 (keine neurologischen Defizite) bis 10 Punkte (Tod infolge MS). Die Einordnung beruht auf der Untersuchung der funktionellen Systeme, etwa von Pyramidenbahn (Lähmungen), Kleinhirn (Ataxie, Tremor), Blasen- und Mastdarmfunktionen (etwa Urininkontinenz) und Sehfunktionen (etwa eingeschränktes Gesichtsfeld). (eb)

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