Therapie mit Antikörpern gegen Alzheimer

BONN (kas). Handelsübliche Immunglobuline eignen sich möglicherweise zur Therapie von Patienten mit Alzheimer-Demenz. Dies geht aus den Ergebnissen einer Pilotstudie in Deutschland hervor.

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Die meisten Therapieansätze bei Alzheimer-Demenz zielen darauf, die Beta-Amyloid-Ablagerungen (Aß) zu beseitigen oder zu verhindern. Einer von vielen Wissenschaftlern favorisierten These zufolge sind die Ablagerungen an der Entstehung der Nervenschädigung beteiligt. Versuche zur aktiven Immunisierung gegen Aß, die im Mausmodell erfolgreich waren, sind bei Patienten nach dem Auftreten von Enzephalitiden vorerst eingestellt worden.

Jetzt hat eine internationale Forschergruppe um Privatdozent Dr. Richard C. Dodel von der Bonner Uni-Klinik für Neurologie erstmals polyklonale Anti-Aß-Antikörper, die vor wenigen Jahren in handelsüblichen Human-Immunglobulinen (IVIgG) entdeckt wurden, zur passiven Immuntherapie genutzt (J Neurol Neurosurg, Psychiatry (75, 2004, 1472).

Sechs Patienten im Alter zwischen 55 und 64 Jahre, die bereits seit zwei bis fünf Jahren an "klinisch möglicher" Alzheimer-Demenz litten, erhielten alle vier Wochen 0,4 g IVIgG (Octagam®) pro Kilogramm Körpergewicht infundiert. Es traten weder ernsthafte unerwünschte Wirkungen auf, noch gab es vorzeitige Therapieabbrüche. Nach sechsmonatiger Therapie war die Aß-Konzentration im Liquor im Mittel um 30 Prozent gesunken, im Plasma dagegen um 233 Prozent gestiegen.

Neuropsychologischen Tests (CERAD, ADAS-cog, ) zufolge hat sich die kognitive Funktion bei vier von fünf der behandelten Patienten, deren Daten bisher ausgewertet werden konnten, verbessert. Im ADAS-cog-Test verbesserten sich die Behandelten im Mittel um 3,7 Punkte.

Alle Patienten wurden seit zwei bis vier Jahren mit Cholinesterase-Hemmern behandelt. Keinem Patienten ging es schlechter. Jetzt sind weitere Studien mit mehr Patienten erforderlich. Außerdem muß länger behandelt und die Dosis möglicherweise erhöht werden.

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