Psychisch Kranke

Therapie statt Knast!

Von Thomas Müller Veröffentlicht:

Der britische Psychiater Lionel Penrose stellte bereits 1939 in einer Untersuchung fest: Sinkt die Zahl der Psychiatrieplätze in einem Land, steigt die der Menschen im Knast. Nun lässt sich das eine nicht unbedingt auf das andere zurückführen – in der Regel steckt ein gesellschaftlicher Umbruch hinter beiden Entwicklungen.

Aber eine Vermutung trifft tatsächlich zu: Werden psychisch Kranke medizinisch behandelt, sind sie nicht gewaltbereiter als der Rest der Bevölkerung.

Ein erhöhtes Gewaltpotenzial ist ohnehin nur bei Psychosen feststellbar, und hier oft nur beim ersten Schub, denn dann folgt in der Regel die Therapie. Um Gewaltprävention zu betreiben, wäre es also wichtig, eine erste Psychose rasch zu erkennen und die Patienten zu behandeln, bevor sie polizeilich auffällig werden – eine Aufgabe vor allem für die ambulante Psychiatrie.

Ein weiteres Problem: Wegen des Kostendrucks werden Patienten oft zu früh aus der Psychiatrie entlassen. Forensiker sehen darin einen Grund, weshalb immer mehr Schizophrenie-Kranke im Maßregevollzug landen.

Dass in Deutschland bezogen auf die Bevölkerung fast zehnfach mehr forensische Betten als in der Schweiz nötig sind, sollte zu denken geben. Je schlechter die psychiatrische Versorgung, umso mehr Forensikbetten – vielleicht würde Penrose seine Hypothese heute so formulieren.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Rückgang vor allem in Hausarztpraxen

Immer weniger Demenzdiagnosen in Deutschland

Das könnte Sie auch interessieren
Was die MS-Behandlung auszeichnet

© Suphansa Subruayying | iStock

Lebensqualität

Was die MS-Behandlung auszeichnet

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

© AscentXmedia | iStock

Lebensqualität

Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Prognostizierbares Therapieansprechen?

© Stockbyte | gettyimages (Symbolbild mit Fotomodellen)

Antidepressiva

Prognostizierbares Therapieansprechen?

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Depression und Schmerz gehen häufig Hand in Hand

© brizmaker | iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Depressionsscreening

Depression und Schmerz gehen häufig Hand in Hand

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
7-Jahres-Daten belegen günstiges Nutzen-Risiko-Profil von Ofatumumab

© Vink Fan / stock.adobe.com

Aktive schubförmige Multiple Sklerose

7-Jahres-Daten belegen günstiges Nutzen-Risiko-Profil von Ofatumumab

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg

ADHS im Erwachsenenalter

Wechseljahre und ADHS: Einfluss hormoneller Veränderungen auf Symptomatik und Diagnose

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MEDICE Arzneimittel Pütter GmbH & Co. KG, Iserlohn
Neue Ansätze zur Behandlung seltener Krankheitsbilder

© Dr_Microbe / stock.adobe.com

Entwicklungen in der Therapie neuromuskulärer Erkrankungen

Neue Ansätze zur Behandlung seltener Krankheitsbilder

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Roche Pharma AG, Grenzach-Wyhlen
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Nachgefragt bei Kammern und KVen

Dass Behandlungen abgelehnt werden, kommt selten vor

Zwei Phase-III-Studien gescheitert

Semaglutid wirkt nicht gegen Alzheimer

Lesetipps
Fünf Menschen im Wartezimmer.

© Tyler Olson / stock.adobe.com

Einteilung in fünf Gruppen

Diabetes: Risiken für Komorbiditäten vom Subtyp abhängig

Warnschild Grippewelle

© nmann77 / stock.adobe.com

ARE in Grafiken

RKI: Grippewelle deutet sich an