Tiefer Schlaf, gutes Gedächtnis

Patienten mit chronischer Insomnie schlafen nicht nur zu wenig, sondern oft auch zu wenig tief. Ein guter und tiefer Schlaf ist aber nicht nur entscheidend für die Erholung, sondern auch fürs Gedächtnis.

Veröffentlicht:

Nach Daten epidemiologischer Studien haben etwa 9 bis 13 Prozent der Bevölkerung eine chronische Insomnie. Das bedeutet: Sie haben seit mindestens einem Monat Ein- oder Durchschlafstörungen und die Tagesmüdigkeit als Folge der Schlafstörungen beeinträchtigt ihren Alltag klinisch signifikant. Die meisten Patienten mit chronischer Insomnie leiden jedoch nicht erst seit einem Monat daran, sondern seit mindestens einem Jahr. Solche langfristigen Schlafstörungen bleiben nicht ohne Gesundheitsfolgen: In Studien war das Risiko für Depressionen sowie für Herz- und Hirninfarkten bei chronischer Insomnie deutlich erhöht.

Nach neuen Daten ist besonders der Tiefschlaf wichtig. Tiefschlaf tritt bei ungestörter Nachtruhe vor allem in der ersten Nachthälfte auf. Danach werden die Tiefschlafphasen kürzer und seltener, dafür häufen sich Phasen leichteren Schlafs und REM-Traumschlaf. So träumen die meisten Menschen am ehesten in den Morgenstunden.

Wie wichtig der Tiefschlaf ist, kann man auch daran erkennen, dass seine Dauer vom Körper homöostatisch reguliert wird: So registriert das Gehirn Tiefschlaf-Defizite und bewirkt deren Ausgleich bei nächster Gelegenheit - notfalls auf Kosten der leichteren Schlafstadien. Polysomnografische Untersuchungen an Probanden zeigen in der Nacht nach einem Schlafentzug eine Zunahme von Zahl und Dauer der Tiefschlaf-Phasen.

Nach Angaben von Professor Michael Wiegand von der TU München ist der Tiefschlaf besonders wichtig fürs deklarative Gedächtnis - also etwa um Vokabeln, Fakten oder Jahreszahlen zu behalten. Dagegen werden prozedurale Lerninhalte wie manuelle Fertigkeiten und Gewohnheiten, aber auch stark emotional gefärbte Informationen, vor allem im REM- oder Traumschlaf verfestigt. Obwohl der Tiefschlaf so bedeutsam ist, bekommt längst nicht jeder genug davon. So nimmt im Alter außer dem Traumschlaf auch der Tiefschlaf ab, übrig bleiben vor allem die mittleren, leichteren Schlafstadien. Die Verringerung des Tiefschlafs ist bei Männern noch deutlicher ausgeprägt als bei Frauen.

Was viele nicht wissen: Nicht nur Kaffee, auch der oft als Einschlafhilfe genutzte Alkohol stört den Tiefschlaf. Und Benzodiazepine oder Benzodiazepin-Rezeptor-Agonisten, die als Schlafmittel verwendet werden, können den Tiefschlaf ebenfalls beeinträchtigen. (sir/mut)

Medikamente für besseren Schlaf

Wenn Patienten seit mindestens einem Monat an Insomnie leiden und ihre Leistung tagsüber erheblich beeinträchtigt ist, sind auch Hypnotika eine Option.

Benzodiazepine. Sie sind zwar sehr potent, sollten wegen ihres Suchtpotenzials aber nur für kurze Zeit verschrieben werden.

Benzodiazepin-Rezeptor-Agonisten. Zugelassen sind die beiden Substanzen Zolpidem und Zopiclon. Sie wirken ähnlich wie Benzodiazepine, das Suchtrisiko ist aber etwas geringer.

Niedrig dosierte Antidepressiva wie Trimipramin, Doxepin und Amitriptylin verkürzen die Einschlafzeit und die nächtlichen Wachphasen, unterdrücken aber den REM-Schlaf.

Melatonin-Agonisten verkürzen die Einschlafzeit und verlängern die Schlafdauer. Zugelassen ist retardiertes Melatonin bei primärer Insomnie. (mut)

Lesen Sie dazu auch: Schlechter Schlaf geht auf den Magen

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Ansatz für die Prävention?

Schlafstörungen können Glaukom-Entstehung fördern

Das könnte Sie auch interessieren
PAP senkt Mortalität signifikant

© ResMed

Lancet: Neue Meta-Analyse

PAP senkt Mortalität signifikant

Anzeige | ResMed Germany Inc.
Wie UKPS den Weg zurück in die Therapie öffnet

© ResMed

PAP scheitert oft

Wie UKPS den Weg zurück in die Therapie öffnet

Anzeige | ResMed Germany Inc.
Schlafstörungen als Warnsignal

© shapecharge | iStock

Früherkennung Demenz

Schlafstörungen als Warnsignal

Anzeige | ResMed Germany Inc.
Was die MS-Behandlung auszeichnet

© Suphansa Subruayying | iStock

Lebensqualität

Was die MS-Behandlung auszeichnet

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

© AscentXmedia | iStock

Lebensqualität

Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Risikoreduktion durch Bempedoinsäure gegenüber Placebo in der CLEAR-Outcomes-Studie für den primären 4-Komponenten-Endpunkt (A) und den sekundären 3-Komponenten-Endpunkt (B) stratifiziert nach Diabetes-Status

© Springer Medizin Verlag

Diabetes mellitus

Bempedoinsäure: Benefit für Hochrisiko-Kollektive

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
7-Jahres-Daten belegen günstiges Nutzen-Risiko-Profil von Ofatumumab

© Vink Fan / stock.adobe.com

Aktive schubförmige Multiple Sklerose

7-Jahres-Daten belegen günstiges Nutzen-Risiko-Profil von Ofatumumab

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Lesetipps
Sieht lecker aus und schmeckt — doch die in Fertigprodukten oft enthaltenen Emulgatoren wirken proinflammatorisch. Ein No-Go für Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen.

© mit KI generiert / manazil / stock.adobe.com

Emulgatoren in Fertigprodukten

Hilfreich bei Morbus Crohn: Speiseeis & Co. raus aus dem Speiseplan!