Turbotherapie bei Insektengiftallergie

GIESSEN (ikr). Kinder und Jugendliche mit Insektengiftallergie müssen für die Aufbauphase einer spezifischen Immuntherapie (SIT) nicht - wie bisher üblich - für acht bis zehn Tage ins Krankenhaus. Es geht auch in zwei Tagen, wie eine Studie jetzt ergeben hat.

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"Die Therapie wird dadurch einfacher und auch kostengünstiger", sagte Dr. Jens-Oliver Steiß von der Uniklinik Gießen zur "Ärzte Zeitung". Aufgrund der bisher guten Erfahrungen bei Erwachsenen hat eine Arbeitsgruppe um den Pädiater bei 19 Kindern und Jugendlichen eine nur zweitägige SIT (Ultra-Rush-Hyposensibilisierung) gemacht.

Hierbei wird das Insektengift subkutan in den Oberarm gespritzt. Innerhalb von zwei Tagen wird das Gift mehrmals in steigender Dosierung injiziert, bis eine Höchstdosis von 100 µg erreicht ist. Mit dem herkömmlichen Verfahren geschieht das innerhalb von acht bis zehn Tagen mit größeren Zeitabständen zwischen den Injektionen.

In der Gießener Studie erhielten fünf Patienten am ersten Tag sieben Injektionen des Insektengift-Präparats ALK-lyophilisiert SQ von Scherax im Abstand von 30 bis 60 Minuten. Am zweiten Tag wurden zwei Dosen mit jeweils 100 µg des Gifts gespritzt. Die übrigen Patienten wurden genauso behandelt, die zweite 100-µg-Spritze wurde jedoch weggelassen (Klin Pädiatr 216, 2004, 79).

"Die kurze Aufbauphase verlief bei allen Patienten problemlos", so Steiß. Es gab lediglich lokale Reaktionen: Bei fünf Patienten waren um die Injektionsstellen flächige Rötungen sichtbar, bei vier Patienten kam es zu verstärkter Quaddelbildung. Es gab keine systemischen Reaktionen.

Steiß: "Auch die Erhaltungstherapie mit ALK-depot SQ wurde bisher gut vertragen." Die Gießener Kollegen empfehlen, die Therapie sieben bis zehn Tage nach der Aufbauphase sowie nach drei Wochen mit einem Depot-Präparat fortzusetzen. Danach sollte nur noch alle vier bis sechs Wochen für drei bis fünf Jahre behandelt werden.

Nach der Injektion sollten die Patienten 45 bis 60 Minuten in der Praxis beobachtet werden. Außerdem sollten sie zur Sicherheit ein Notfall-Set zur Selbsttherapie bei erneuten Stichen mit sich führen. Kommt es nach Absetzen der SIT zu erneuten systemischen Reaktionen vom Soforttyp, muß meist lebenslang behandelt werden.

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