USA kämpfen gegen die Aids-Epidemie

Zum ersten Mal seit mehr als 20 Jahren sind die USA Gastgeber einer Welt-Aids-Konferenz. Das Land ist der weltgrößte Geldgeber im Kampf gegen HIV - und selbst stark betroffen.

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Am Rande der Welt-Aids-Konferenz in Washington fotografiert hier ein Mann Teile eines auf der National Mall ausgebreiteten Aids-Quilts.

Am Rande der Welt-Aids-Konferenz in Washington fotografiert hier ein Mann Teile eines auf der National Mall ausgebreiteten Aids-Quilts.

© UPI Photo / imago

WASHINGTON (dpa). Rund 600.000 Menschen leben in der US-Hauptstadt Washington DC, fast drei Prozent davon sind HIV-positiv. Unter schwarzen Männern sind es sogar mehr als sechs Prozent.

Zum Vergleich: In Afrika südlich der Sahara sind dem HIV/Aids-Programm der Vereinten Nationen (UNAIDS) zufolge etwa fünf Prozent der Erwachsenen mit dem Virus infiziert.

Washington sei ein Mikrokosmos für die Epidemie, sagt Gregory Pappas von der Gesundheitsbehörde des Bundesdistrikts.

"Wie im Rest Amerikas ist HIV hier in erster Linie ein urbanes Problem, ein Problem der Homosexuellen und der Schwarzen." Viele haben Angst, sich testen zu lassen.

Und wenn sie HIV-positiv getestet wurden, haben viele Angst, dass ihre Familie und Freunde sehen, wie sie die Medikamente nehmen.

Eine große Öffentlichkeitskampagne habe jetzt eine Wende eingeleitet, gab sich Washingtons Bürgermeister Vincent Gray in seiner Rede am Eröffnungsabend der Aids-Konferenz optimistisch.

"Wir haben einige der besten HIV-Präventions- und Behandlungsprogramme des Landes hier in der Hauptstadt. Im vergangenen Jahr haben wir beispielsweise mehr als fünf Millionen Kondome für Frauen und Männer in der Stadt verteilt - sogar in den Kirchen."

Außerdem seien rund 340 000 gebrauchte Drogenspritzen gegen saubere getauscht worden.Mit Erfolg: Seit 2009 ist in Washington kein Baby mehr mit HIV geboren worden.

2010 starben rund 200 Menschen an den Folgen von Aids - 2007 waren es noch mehr als doppelt so viele. Drei Viertel der Infizierten bekommen innerhalb von drei Monaten nach Entdeckung des Virus Medikamente.

Es ist still geworden

Landesweit sieht die aktuelle Zahl der Infizierten vielerorts besser, die Perspektive aber längst nicht so gut aus: Mehr als eine Million HIV-Infizierte leben in den Vereinigten Staaten, schätzt das US-Zentrum für Infektionskontrolle.

Fast die Hälfte davon wohnt in zwölf großen Städten, darunter Baltimore, Miami, Atlanta, New York, Philadelphia und Chicago.

Rund 18.000 Menschen sterben jedes Jahr an den Folgen der Infektion. Und für die Zukunft ist vor allem problematisch, dass die Zahl der Neuinfektionen - entgegen dem weltweiten Trend - nicht sinkt.

Die USA sind der weltweit größte Geldgeber im Kampf gegen HIV und investieren auch im eigenen Land Milliarden in Prävention und Therapie.

Trotzdem gebe es immer noch Bundesstaaten, in denen HIV-Infizierte nicht die notwendigen Medikamente bekämen und diskriminiert würden, kritisiert Carl Dieffenbach von der US-Gesundheitsbehörde NIH.

"Wenn ich zum Beispiel HIV-infiziert wäre und in Florida leben würde, würde ich dort sofort wegziehen."HIV-Infizierte aus anderen Ländern durften jahrzehntelang nicht in die USA einreisen.

Erst nach Ende des Verbots 2010 entschieden sich die Organisatoren, wieder eine Aids-Konferenz in den USA stattfinden zu lassen. Amerikanische Aids-Aktivisten und Menschenrechtsorganisationen hoffen, dass sie auch dem Gastgeberland neuen Schwung im Kampf gegen Aids bringt.

"Es ist ein bisschen still um HIV in diesem Land geworden", sagt die Abgeordnete für den Bundesstaat Kalifornien im US-Repräsentantenhaus, Barbara Lee. "Wir müssen wieder mehr Lärm machen."

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